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T‑Seminar

In den ver­gan­ge­nen zwei Wochen habe ich gleich zwei Fort­bil­dun­gen zum neu­en P‑Seminar in der neu­en baye­ri­schen Ober­stu­fe mitgemacht.

Andäch­tig habe ich ver­nom­men mit wel­chen Selbst‑, Sozi­al- und diver­sen ande­ren Kom­pe­ten­zen unse­re Elf­kläss­ler in Zukunft ein­ein­halb Jah­re lang (!) enga­giert an ihren Pro­jek­ten arbei­ten wer­den und das Alles (nach letz­ten Infor­ma­tio­nen) für läp­pi­sche 30 Punk­te. Zwi­schen­durch ließ ich dann immer mal wie­der unse­re der­zei­ti­gen elf­ten Klas­sen an mei­nem geis­ti­gen Auge vor­bei­spa­zie­ren. Nun ja, dank G8 wer­den wir in Zukunft sicher ganz ande­re Schü­ler haben …

Beson­ders ori­gi­nell am dem gan­zen P‑Konzept fin­de ich, dass Leh­rer in Zukunft als die gro­ßen Team­work-Zam­pa­nos auf­tre­ten und den Schü­ler erklä­ren wie man effi­zi­ent zusam­men­ar­bei­tet. Aus­ge­rech­net die Spe­zi­es Mensch, die (Aus­nah­men bestä­ti­gen die Regel) mit der Mutter‑, äh, Semi­nar­milch das Ein­zel­kämp­fer­tum auf­ge­so­gen hat, soll in Zukunft das Hohe­lied der Zusam­men­ar­beit sin­gen. Auf der ande­ren Sei­te: Wenn jeder Schü­ler, der im Buch drei Sei­ten gele­sen hat, gleich zum „Exper­ten“ mutiert und jede pope­li­ge Part­ner­ar­beit gleich zu „koope­ra­ti­vem Ler­nen“ hoch­ge­jazzt wird …

Als Vor­be­rei­tung der Leh­rer für das P‑Seminar schla­ge ich T(eamwork/ausch)-Seminare vor. Da bekommt jeder zunächst mal wie üblich bun­te Kärt­chen und Edding-Stif­te. Der Auf­trag lau­tet in koope­ra­ti­ver Part­ner­ar­beit Tausch-Regeln zu erar­bei­ten. Nach meh­re­ren Brainstorming‑, Input‑, Out­put- und Eva­lua­ti­ons­pha­sen schrei­ben die Teil­neh­mer z.B. „Ich darf nicht immer nur abstau­ben, son­dern muss auch mal was her­ge­ben“ auf ihre Kärt­chen und pin­nen die­se an eine Stell­wand. Nach aus­führ­li­cher Dis­kus­si­on foto­gra­fiert der Semi­nar­lei­ter die Stell­wän­de und schickt die Pho­tos nach Abschluss des Semi­nars an alle Teilnehmer.

Anschlie­ßend wer­den die Kärt­chen zer­schnit­ten. Die Teil­neh­mer bekom­men jeweils einen Schnip­sel und müs­sen nun (hand­lungs­ori­en­tiert!) die rest­li­chen Schnip­sel-Teil­neh­mer fin­den. Auf die­se Art wer­den inner­halb von 15 Minu­ten päd­ago­gisch wert­voll neue Grup­pen gebildet.

Danach beschäf­tigt man sich in arbeits­tei­li­ger Grup­pen­ar­beit mit der Fra­ge „Wie tau­sche ich Schul­auf­ga­ben und ande­re Mate­ria­li­en mit mei­nen Kol­le­gen?“ Gemäß der Pla­ce­mat Acti­vi­ty Metho­de holt jemand das Mate­ri­al (bun­te Kärt­chen und Edding-Stif­te), einer „beach­tet die Zeit“ (d.h. er schaut mehr­mals auf sei­ne Uhr und erin­nert die ande­ren Grup­pen­mit­glie­der dar­an wie­viel Zeit sie noch haben), ein Drit­ter „beob­ach­tet“ das Gan­ze und ein Vier­ter ach­tet dar­auf, dass die Gesprächs­re­geln ein­ge­hal­ten wer­den. Der fünf­te in der Grup­pe beschrif­tet neue Kärtchen.

Abschlie­ßend prä­sen­tiert jede Grup­pe ihre Ergeb­nis­se zur Fra­ge: „Wel­che Vor­tei­le hat es für mei­ne Kol­le­gen, wenn ich mei­ner Schul­auf­ga­be eine (stich­wort­ar­ti­ge) Mus­ter­lö­sung beifüge?“

Am Ende des Semi­nars sam­melt der Lei­ter alle Kärt­chen in einem „Port­fo­lio“, das er an das Minis­te­ri­um schickt.

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Max und Moritz

  1. Marius

    Ich bin sel­ber gera­de in der Stu­fe 11 an einem pri­va­ten Gym­na­si­um im schö­nen NRW.
    Ihre Erleb­nis­se tref­fen haar­ge­nau auf das zu, was uns Schü­lern schon seit lan­gem im Kopf geis­tert. Ein Leh­rer darf nicht ein­fach mehr Leh­rer sein, nein er muss gleich zu einem Trai­ner wer­den, der Team­buil­ding betreibt. So scheint dies am Anfang der Stu­fe 11 noch sinn­voll, da bei uns die Klas­sen schon zusam­men­ge­wür­felt wur­den, der Effekt ver­pufft aber bereits nach weni­gen Wochen, weil sich dann im gro­ben alle kennen. 

    Des­halb gehen die­se Arbeits­me­tho­den völ­lig an der Rea­li­tät vor­bei. Es dür­fen kei­ne bösen Lis­ten mehr erstellt wer­den, Mind­maps heißt das neue Zau­ber­wort. Grup­pen­ar­bei­ten enden meist damit, dass die „Notiz-an-mich: Schau bei Wiki noch­mal“ Über­hand nehmen.
    Das Wort „Grup­pen­ar­beit“ löst also fol­gen­den Impuls aus: Relaxen.
    Und das noch nicht mal zu Unrecht, denn in den 45min, in denen mir mei­ne 4 Kol­le­gen ver­su­chen ihre Arbeits­er­geb­nis­se näher zu brin­gen, habe ich mir die Tex­te schon sel­ber durch­ge­le­sen und verstanden.

  2. Yeah, end­lich schau­en sich die Bay­ern mal etwas von den Schles­wig-Hol­stei­nern ab. Sonst über­neh­men wir immer die abge­leg­ten Kla­mot­ten aus den ande­ren Bun­des­län­dern. Zum Glück sind wir den „Ver­tie­fen­den Unter­richt“ (Metho­den­ler­nen) und die Pro­jekt­kur­se mit Ein­füh­rung der Pro­fil­ober­stu­fe end­lich los, eine Zeit­ver­schwen­dung für alle Sei­ten, da sie völ­lig los­ge­löst vom nor­ma­len Fach­un­ter­richt laufen.
    Es ste­hen in der Pro­fil­ober­stu­fe zwar noch zwei Stun­den pro Semes­ter für „Semi­nar­stun­den“ zur Ver­fü­gung, man kann die­se aber auch zur Ver­stär­kung des Fach­un­ter­richts einsetzen. 😉

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