Die Wort­schatz-Kennt­nis­se von Schü­lern ent­wi­ckeln sich im Lauf der Ober­stu­fe oft depri­mie­rend. Nicht nur, dass sie oft nicht bes­ser wer­den, im Gegen­teil, nicht sel­ten ent­wi­ckeln sie sich zurück. Allent­hal­ben wird ge­klagt, dass die Schü­ler nicht in der Lage sind die kom­ple­xen Inhal­te der Ober­stu­fe ange­mes­sen zu ver­sprach­li­chen. Da sol­len sie sich z.B. mit den Fein­hei­ten von Shake­speares Spra­che beschäf­ti­gen und haben in Wirk­lich­keit bereits den Unter­schied zwi­schen hap­py und lucky ver­ges­sen. Man möch­te nun ver­mu­ten, dass Leh­rer ener­gisch die Wort­schatz­kennt­nis­se ihrer Schü­ler ver­grö­ßern, in der Pra­xis wird nur in den sel­tens­ten Fäl­len gezielt etwas gegen die­sen betrüb­li­chen Zustand unternommen.

Die 10. Klas­se ist (zumin­dest in Bay­ern) meis­tens die letz­te Klas­se, in der noch (halb­wegs) sys­te­ma­tisch Wort­schatz­ar­beit betrie­ben wird: Lektionswort­schatz muss gelernt bzw. wie­der­holt wer­den und wird mehr oder weni­ger regel­mäßig in Stegreif­auf­gaben bzw. Schul­auf­ga­ben abge­prüft. Kaum haben die Schü­ler mit der 11. Klas­se die Ober­stu­fe erreicht, emp­fin­den es vie­le jedoch plötz­lich als „unter ihrer Wür­de“ ein­fach „stu­pi­de“ Wör­ter zu ler­nen. Eben­so emp­fin­den es offen­bar vie­le Leh­rer als unan­ge­mes­sen in Steg­reif­auf­ga­ben bzw. Schul­auf­ga­ben noch Wort­schatz abzu­fra­gen. Wozu soll ein Schü­ler dann noch irgend­wel­chen Wort­schatz ler­nen? Nur damit er ihn viel­leicht in einem com­po­si­ti­on ver­wen­den kann? Ich schrei­be regel­mä­ßig auch in der Ober­stu­fe Steg­reif­auf­ga­ben, in denen Wort­schatz mit Gram­ma­tik kom­bi­niert wird. 

Hinzu­kommt, dass in fast allen ein­ge­führ­ten Ober­stu­fen-Lehr­bü­chern kein Voka­bel­ver­zeich­nis mehr vor­han­den ist, so dass es gar nichts gibt, was sich ler­nen lie­ße. Die Anno­ta­ti­ons unten auf der Sei­te ler­nen zu las­sen, ist in den meis­ten Fäl­len ziem­lich unsin­nig, weil es sich um eher sel­te­ne bzw. unwich­ti­ge Wör­ter handelt.

Akti­ve Wort­schatz­ar­beit betrei­be ich u.A. mit mei­nen diver­sen Vocab-Sheets, les­son vocab und „per­sön­li­chem Wort­schatz“.

Eine Alter­na­ti­ve sind natür­lich extra Wort­schatz-Bücher, ich fin­de z.B. Words in Con­text – The­ma­ti­scher Ober­stu­fen­wort­schatz Eng­lisch ganz gut. Die Fra­ge ist aller­dings, ob sich die Schü­ler das Buch unbe­dingt sel­ber kau­fen müs­sen. Erst muss geklärt wer­den, wie­weit man das Buch über­haupt aus­nut­zen kann. Reicht es nicht viel­leicht, wenn du ergän­zend zum The­ma ein paar Sei­ten kopierst? Mei­ne Kin­der müs­sen sich stän­dig irgend­wel­che Bücher kau­fen, die angeb­lich furcht­bar wich­tig sind und nach kür­zes­ter Zeit nur noch rum­lie­gen und nicht mehr benutzt wer­den. Damit der Kauf (auch aus Sicht der Eltern) gerecht­fer­tigt ist, soll­te so ein zusätz­li­ches (nicht ganz bil­li­ges) Buch am Ende des Jah­res (bzw. Kur­ses) zu min­des­tens zwei Drit­tel „durch­ge­nom­men“ wor­den sein.