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Das Verschwinden des Lehrers

„Du darfst direkt unter­rich­ten, auch die gan­ze Klas­se auf ein­mal. Du brauchst dich nicht dafür zu schä­men, dass du Schü­ler beleh­ren willst. Die Schu­le ist ja erfun­den wor­den, damit man nicht jedes Kind ein­zeln unter­rich­ten muss.“ (Jochen Grell)

Vor kur­zem habe ich einen Bericht über eine Unter­su­chung gele­sen, in der Leh­rer (die ~Innen bit­te für den Rest des Arti­kels dazu­den­ken!) nach den Grün­den für ihre Berufs­wahl gefragt wur­den. Über zwei Drit­tel gaben an, dass ihre Ent­schei­dung u.a. sehr stark von ihren eige­nen Leh­rern beein­flusst wor­den war. Ihre Leh­rer hat­ten es ver­stan­den, Inter­es­se für das Fach und fürs Unter­rich­ten zu wecken. 

Ich fra­ge mich, wel­che Ergeb­nis­se her­aus­kom­men, wenn man die­sel­be Fra­ge in 10–15 Jah­ren an die dann unter­rich­ten­den Leh­rer stellt. Wird der prä­gen­de Ein­fluss der eige­nen (bzw. des eige­nen) Lehrer(s) immer noch so stark sein? Ich bezweif­le das, denn das erklär­te Ziel der „moder­nen“ Didak­tik ist es ja, den Leh­rer weit­ge­hend über­flüs­sig zu machen. Das Ziel vie­ler jun­ger Kol­le­gen scheint es zu sein, so wenig wie mög­lich in Erschei­nung zu tre­ten und sich als Leh­rer selbst abzuschaffen.

Statt zu „leh­ren“ soll man nur noch ein „Gui­de on the Side“ sein, statt her­kömm­lich zu „unter­rich­ten“ soll man „Lern­pro­zes­se initi­ie­ren und mode­rie­ren“. Gelernt wird „koope­ra­tiv“ in (Klein-)Gruppen bzw. es leh­ren (LDL) gleich die Schüler.

Wenn man den Ver­tre­tern der „kon­struk­ti­vis­ti­schen Didak­tik“ glaubt, kann man ja eh nie­man­dem etwas im her­kömm­li­chen Sin­ne „bei­brin­gen“, denn der „Wis­sens­er­werb ver­läuft indi­vi­du­ell unvor­her­seh­bar ent­lang eines unab­ge­schlos­se­nen Kon­ti­nu­ums von Sta­di­en des Inte­rims­wis­sens.“ Eigent­lich erstaun­lich, dass die Men­schen jahr­tau­sen­de­lang durch­aus erfolg­reich gelehrt und gelernt haben …

Leh­rer­vor­trag ist natür­lich völ­lig out und selbst das „ent­wi­ckeln­de Unter­richts­ge­spräch“ gilt inzwi­schen bei moder­nen Didak­ti­kern als höchst suspekt. Ein Refe­ren­dar schrieb mir auf eine ent­spre­chen­de Fra­ge mei­ner­seits, er dür­fe in sei­ner Lehr­pro­be maxi­mal 10 Minu­ten Unter­richts­ge­spräch ein­pla­nen (weni­ger sei bes­ser), spä­tens dann müs­se wie­der ein „schü­ler­ak­ti­vie­ren­der“ Metho­den­wech­sel kommen.

Der Grob­ver­lauf sei­ner Lehr­pro­be (es ging um die Bear­bei­tung eines Gedichts) sah fol­gen­der­ma­ßen aus: 5 Min: Moti­vie­ren­der Ein­stieg ins The­ma, 25 Min: Schü­ler Ler­nen­de erar­bei­ten „arbeits­tei­lig, auto­nom und koope­ra­tiv“ in Grup­pen ver­schie­de­ne Aspek­te des Gedichts, 10 Min: Grup­pen  „prä­sen­tie­ren“ ihre Ergeb­nis­se, 5 Min: Abschlie­ßen­des Gespräch.

Für die­se Stun­de bekam er eine gute Note, denn er habe die Stun­de nicht „domi­niert“ son­dern ledig­lich die Schü­ler „bera­ten“ und „beglei­tet“, statt­des­sen hät­ten die Schü­ler „aktiv“ gear­bei­tet. Dass bei die­ser „Arbeit“ kaum etwas Ver­nünf­ti­ges her­aus­kam, dass die „Prä­sen­ta­tio­nen“ (wie so oft) jäm­mer­lich waren und dass es eine ins­ge­samt töd­lich lang­wei­li­ge Stun­de war, war nicht so wichtig.

Was für ein gro­tes­kes Selbst­bild wird hier ange­hen­den Leh­rern bei­gebracht? Ich bin als Leh­rer umso bes­ser, je weni­ger ich in Erschei­nung tre­te? Natür­lich ist es posi­tiv, wenn die Leh­rer­sprech­zeit redu­ziert und die Schü­ler­sprech­zeit erhöht wird. Aber wenn das ulti­ma­ti­ve Ziel dar­in besteht, dass der Leh­rer irgend­wann gar nichts mehr sagt, dann hat man das Kind mit dem Bade aus­ge­schüt­tet und es kommt nur noch Quatsch dabei heraus.

Eine (meis­tens unaus­ge­spro­che­ne) Grund­an­nah­me vie­ler „moder­ner“ Unter­richts­me­tho­den scheint zu sein, dass der meis­te Stoff „intrin­sisch“ inter­es­sant und dass es auto­ma­tisch moti­vie­rend sei mit ande­ren Leu­ten zusam­men­zu­ar­bei­ten. Welch ein gro­tes­ker Unsinn! Neh­men wir o.a. Gedicht-Stun­de: Wie­vie­le 15-jäh­ri­ge wis­sen etwas über und inter­es­sie­ren sich für Lyrik? Und was pas­siert, wenn ich vier ahnungs­lo­se und des­in­ter­es­sier­te 15-jäh­ri­ge in eine Grup­pe ste­cke und sie ein Gedicht bear­bei­ten las­se? Fan­gen sie plötz­lich an moti­viert und „kom­pe­tent“ mit­ein­an­der zu „kom­mu­ni­zie­ren“? Oder ver­stärkt bzw. poten­ziert sich ihre Ahnungs­lo­sig­keit und ihr Des­in­ter­es­se nicht eher? Natür­lich haben sie längst erkannt, dass man so tun muss als ob, wenn der Leh­rer in der Nähe ist, um sich gleich danach wie­der inter­es­san­te­ren Din­gen zu wid­men. Die „Prä­sen­ta­tio­nen“ der ande­ren Grup­pen sind ja meis­tens der­art kon­fus und unver­ständ­lich, dass man eh nicht auf­pas­sen muss.

Ich hal­te das Ver­schwin­den des Leh­rers für ver­häng­nis­voll. Unse­re Arbeits­be­din­gun­gen wer­den immer schwie­ri­ger, wir sol­len immer mehr Schü­ler in gro­ßen Klas­sen zum Abitur brin­gen, obwohl ihre Vor­aus­set­zun­gen immer schlech­ter wer­den. Wir sol­len sie z.B. für Lite­ra­tur, Shake­speare und Lyrik begeis­tern, obwohl nur noch weni­ge über­haupt regel­mä­ßig Bücher lesen. Das kann nur gelin­gen, wenn ich es als Leh­rer auf­grund mei­ner Per­sön­lich­keit, mei­nes Wis­sens, mei­nes didak­tisch-metho­di­schen Kön­nes und (hof­fent­lich) mei­ner eige­nen Begeis­te­rung schaf­fe Inter­es­se bei den Schü­lern zu wecken und sie bei der Ent­de­ckung des „Stof­fes“ anzuleiten.

Ist es nicht merk­wür­dig, dass aus­schließ­lich in der Schu­le her­kömm­li­ches Leh­ren ver­dammt wird, wäh­rend in ande­ren gesell­schaft­li­chen Berei­chen Leh­rer bewun­dert, oft gera­de­zu ver­göt­tert wer­den. Neh­men wir den Fuß­ball als Bei­spiel. Was für ein Gedöns wird um ver­meint­lich „gro­ße“ Fuß­ball­leh­rer gemacht. Kein län­ge­res Inter­view ohne aus­ufe­ren­de Aus­las­sun­gen dar­über, wie prä­gend Trai­ner XY für die eige­ne Kar­rie­re war, wie hart er einen gefor­dert und gleich­zei­tig ver­ständ­nis­voll geför­dert habe. Stets habe er eine natür­li­che Auto­ri­tät gehabt, habe sei­ne Anfor­de­run­gen unmiss­ver­ständ­lich klar gemacht, habe das Trai­ning effi­zi­ent gelei­tet und alle hät­ten (zumin­dest die meis­te Zeit) Spaß gehabt.

Kein Mensch kommt auf die Idee von einem Trai­ner zu erwar­ten, er möge doch bit­te in Zukunft weni­ger „domi­nie­ren“ und statt­des­sen „Lern­pro­zes­se initi­ie­ren“ und „beglei­ten“. Wie wäre es, wenn der Trai­ner das Trai­ning einem Spie­ler über­las­sen wür­de? Viel­leicht wür­de der ja dabei etwas ler­nen, nur was ist mit den ande­ren Spie­lern? Fän­den sie das Trai­ning genau­so gut? Wie wäre es, wenn der Trai­ner Grup­pen bil­den wür­de und ent­spre­chen­de Auf­ga­ben ver­tei­len wür­de: Fin­det drei Übungs­for­men um die Genau­ig­keit von Flan­ken zu ver­bes­sern. Wie kann man das Zusam­men­spiel von Ver­tei­di­gern und Mit­tel­feld­spie­lern bei einer Vie­rer­ket­te ver­bes­sern? usw.

Bei Schul-Leh­rern soll all das gut sein, was bei Fuß­ball-Leh­rern ein­fach nur lächer­lich ist? Wenn wir den kom­mer­zi­el­len Aspekt mal ver­nach­läs­si­gen, gibt es m.E. vie­le Ähn­lich­kei­ten zwi­schen (Sprachen-)Lehrern und Trai­ner. Durch guten Unter­richt / gutes Trai­ning sol­len die Schü­ler / Spie­ler befä­higt wer­den etwas sel­ber zu tun. Das kann nur gelin­gen, wenn sie gezielt, öko­no­misch und wie­der­holt etwas üben. Unter­richt / Trai­ning ist nur dann „ziel­füh­rend“, wenn der Leh­rer / Trai­ner ganz klar die Zügel in der Hand hält, ein in sich schlüs­si­ges Kon­zept hat, Rück­sicht auf die ver­schie­de­nen Kön­nens­stu­fen nimmt und Ver­ant­wor­tung für den Lern­erfolg übernimmt.

In die­sem Sin­ne, lie­be jün­ge­re Kol­le­gen: Seht euch als Trai­ner eurer Schü­ler. Ein guter Trai­ner pro­biert auch immer mal wie­der etwas Neu­es aus und erwei­tert sein metho­di­sches Reper­toire. Genau das­sel­be soll­tet ihr mit neu­en Metho­den machen. Aber bei allen Inno­va­tio­nen:  Traut euch ein LEHRER zu sein, der sei­nen Schü­lern etwas bei­bringt und län­ger als sie­ben Minu­ten fra­gend-ent­wi­ckelnd mit ihnen spricht. Dann wer­den sie spä­ter auch mal von eurer tol­len Leh­rer­per­sön­lich­keit schwär­men und ihrer­seits wie­der ger­ne Leh­rer werden.

Ein aus­ge­zeich­ne­tes Buch, das die „Rück­kehr der Päd­ago­gik in die Schu­le“ for­dert, ist „Auf die Leh­rer kommt es an!“ von Micha­el Felten.

Anspie­lung im Titel nicht erkannt? Guckst du hier.

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Stundenzettel à la Claudia

  1. Katrin

    Mit gro­ßer Freu­de habe ich (Refe­ren­da­rin) dei­nen Arti­kel gele­sen, Jochen. Ich wür­de ihn am liebs­ten aus­dru­cken und am Diens­tag nach mei­nem Unter­richts­be­such mei­nen Aus­bil­dern auf den Tisch knal­len. Wer­de ich natür­lich nicht, aber ich wer­de ihn auf jeden Fall an mei­ne Mit-Refe­ren­da­re wei­ter­lei­ten ;o)

    Dan­ke für dei­ne immer ehr­li­chen State­ments, das gibt uns Refe­ren­da­ren doch ein wenig Trost ;o)

    Vie­le Grü­ße, Katrin

  2. Radolfos

    Bra­vo! Jede Zei­le spricht mir aus dem Her­zen – Pflicht­lek­tü­re für Semi­nar­leh­rer und uni­ver­si­tä­re Berufsdidaktiker!

  3. Hm. Der Leh­rer soll nicht ver­schwin­den, das alte Rol­len­mo­dell „Leh­rer“ (er weiß ES und bringt ES den Schü­lern bei) aber schon. Leh­rer­vor­trag ist auch nicht ver­pönt – aber wo gibt es denn heut­zu­ta­ge wirk­lich guten Vor­trag? – aber Vor­trag kann nicht der Haupt­mo­dus des Leh­rens sein. Unter­richts­ge­spräch – aber ja! Die Fra­ge ist: Wer spricht, wann, wie­viel, und darf man spre­chen aus eige­nem Antrieb, Pro­ble­me auf­wer­fen und Lösun­gen bera­ten oder nur die Leh­rer­fra­gen „beant­wor­ten“? Man muss also über Rol­len spre­chen. Was ist die beson­de­re Exper­ti­se eines Leh­rers? Er muss Fachmann/Fachfrau von Lern­pro­zes­sen sein, weni­ger Stoff„vermittler“. Und man kann nicht iso­liert über For­men spre­chen, ohne Funk­tio­nen, Inhal­te und Kon­tex­te dabei zu beden­ken. Ein Unter­richts­ge­spräch, das „fra­gend-ent­wi­ckeln­de“ Oster­ei­er­päd­ago­gik ist (der Leh­rer ver­steckt die Eier – die Lösun­gen – und gibt heiß-kalt Impul­se zum Auf­su­chen der Ver­ste­cke) ist etwas ganz ande­res, als ein Gespräch der Klas­se über auf­ge­wor­fe­ne Fachfragen.

    • > das alte Rol­len­mo­dell “Leh­rer” (er weiß ES und bringt ES den Schü­lern bei) aber schon. 

      Nö, war­um denn? Ich weiß/kann was und das brin­ge ich mei­nen Schü­lern bei. Des­we­gen bin ich nicht gleich „the sage on the stage“. Und Schü­lern etwas bei­brin­gen schließt ja nicht aus, dass sie zwi­schen­durch selb­stän­dig arbeiten.

  4. Claudia Boerger

    Dan­ke für die inter­es­san­ten Denk­an­stö­ße, Jochen. Ich stim­me voll­kom­men mit dir über­ein, dass Leh­rer­per­sön­lich­keit, –wis­sen und –begeis­te­rung aus­schlag­ge­ben­de Aspek­te beim Schü­ler­ler­nen sind. Das schließt aller­dings Koope­ra­ti­ves Ler­nen nicht aus, dies­be­züg­lich fin­de ich dei­ne Kri­tik nicht berech­tigt, denn Koope­ra­ti­ve Lern­for­men sehen aus­drück­lich zwi­schen­ge­schal­te­te fron­ta­le Lern­si­tua­tio­nen vor.

    Ich fin­de einen Punkt hast du dies­be­züg­lich noch unbe­rück­sich­tigt gelas­sen: Neben der Effek­ti­vi­tät von Koope­ra­ti­ven Lern­for­men (beson­ders zur Sprech­ak­ti­vie­rung im Fremd­spra­chen­un­ter­richt) ist es m.E. ein­fach ver­nünf­tig und gesund bei täg­lich vol­lem Stun­den­plan als Leh­rer ver­stärkt auf Arbeits­for­men zu bau­en, die Leh­rer­ent­las­tung brin­gen. Selbst­re­dend darf das natür­lich inhalt­lich nicht in Lari­fa­ri aus­ar­ten, da gebe ich dir Recht. Aber genau das ist ja die Stär­ke von Koope­ra­ti­vem Ler­nen: u.a. durch die arbeits­tei­li­ge Grup­pen­ver­ant­wort­lich­keit und die Zufalls­wahl des abschlie­ßend Prä­sen­tie­ren­den füh­len sich die Schü­ler für ein ver­nünf­ti­ges Ergeb­nis verantwortlich.

    • > Das schließt aller­dings Koope­ra­ti­ves Ler­nen nicht aus, 

      So habe ich das ja auch nicht gemeint. Mir geht es dar­um, dass immer häu­fi­ger Schü­ler „koope­ra­tiv“ völ­lig neu­en Stoff „selb­stän­dig“ erar­bei­ten sol­len. Und das funk­tio­niert halt meis­tens nicht.

  5. mei­ne 12jährige toch­ter, die grup­pen­ar­beit aus genau die­sen grün­den hasst, wür­de wohl begeis­tert zustim­men. auch der fuß­ball­trai­ner-visi­on. aber wie vie­le der leh­re­rIn­nen, die die­se 7c in einem renom­mier­ten baye­ri­schen gym­na­si­um hat, haben wirk­lich einen akti­ven und posi­ti­ven ein­fluss auf das ler­nen der schü­le­rIn­nen? an wen wer­den sie sich erin­nern? da ist die ant­wort dann nicht min­der frustrierend. 

    die weni­gen „guten leh­re­rIn­nen“, an die man sich spä­ter erin­nert, leh­ren durch anste­ckung und ener­gie. und das ist so sel­ten, dass es wahr­schein­lich sekun­där (aber sicher nicht ganz wurst) ist, mit wel­chen didak­ti­schen „metho­den“ die­se ener­gie genau über­tra­gen wird.

    „Eigent­lich erstaun­lich, dass die Men­schen jahr­tau­sen­de­lang durch­aus erfolg­reich gelehrt und gelernt haben …“ hmmm. nicht wirk­lich durch fron­tal­un­ter­richt. wahr­schein­lich auch nicht durch didak­tisch ein­ge­setz­ten grup­pen­un­ter­richt bei the­men, zu denen sie kei­ner­lei inne­ren bezug haben.(aktuelles lyrik-inder-schu­le-bei­spiel: Tro­chä­us ler­nen am bei­spiel eines gedichts von Rudolf Hagelstange.)

    • > hmmm. nicht wirk­lich durch frontalunterricht. 

      Ich habe gar nichts gegen Part­ner- und Grup­pen­ar­beit wenn sie rich­tig dosiert und über­legt ein­ge­setzt wird. Aber seit Urzei­ten haben Men­schen fron­tal gelehrt und gelernt, es ist ein­fach absurd das zu leug­nen. Noch heu­te ist die Vor­le­sung (fron­ta­ler geht’s ja wohl kaum) die domi­nie­ren­de Unter­richts­form an der Uni­ver­si­tät. Sehr ori­gi­nell übri­gens, wenn Didak­tik-Pro­fes­so­ren ihren Stu­den­ten in einer Vor­le­sung bei­brin­gen, dass Fron­tal­un­ter­richt ganz bäh ist.

      • Schaumburg

        Ähm, Ein­spruch. Ich habe in den Vor­le­sun­gen ein Über­sichts­wis­sen prä­sen­tiert bekom­men und ver­sucht, die­ses zu akzep­tie­ren. Gelernt habe ich durch die Arbeit in den Semi­na­ren und – noch mehr – in den Gesprä­chen mit den Kom­mi­li­to­nen in Men­sa und Kneipe.

  6. Gut und deut­lich geschrie­ben, Jochen, ich stim­me dir in allem zu. Die Beob­ach­tung, dass vie­le Schü­ler Leh­rer wur­den, weil ihre Leh­rer dazu bei­getra­gen haben, müss­te man aller­dings erwei­tern… wir wol­len ja nicht, dass alle unse­re Schü­ler Leh­rer wer­den; die sol­len schon was Rich­ti­ges machen. :-;

  7. Christian

    „Aber seit Urzei­ten haben Men­schen fron­tal gelehrt und gelernt, es ist ein­fach absurd das zu leugnen.“

    Na ja seit Urzei­ten ist aber auch nicht ganz rich­tig. Etwa Mit­te des 17. Jahr­hun­derts wur­de der Fron­tal­un­ter­richt von Come­ni­us ein­ge­führt. Der Fron­tal­un­ter­richt war ja so etwas wie eine sozia­le Errun­gen­schaft: der Unter­richt für die Mas­se wur­de mög­lich und blieb bezahl­bar. Und trotz­dem wird er auch schon seit mehr als hun­dert Jah­ren angezweifelt.

    Ich den­ke, dass man die Ziel­grup­pen unter­schei­den muss, die man gut fron­tal unter­rich­ten kann und sol­che, bei denen das weni­ger effekiv ist. In einer ruhi­gen Fach­ober­schul­klas­se kann ich natür­lich bes­tens Fron­tal­un­ter­richt durch­füh­ren. Oder auch in eini­gen Berufs­schul­klas­sen. Aber es gibt eben auch Klas­sen, die hören schon nach fünf Minu­ten nicht mehr zu, weil sie sich ein­fach nicht so lan­ge kon­zen­trie­ren kön­nen. Die brau­chen ein­fach ande­re Metho­den, in denen mög­lichst vie­le sich weit­ge­hend selbst­stän­dig mit der zu ler­nen­den Sache beschäftigen.

  8. > Aber es gibt eben auch Klas­sen, die hören schon nach fünf Minu­ten nicht mehr zu, weil sie sich ein­fach nicht so lan­ge kon­zen­trie­ren können.

    Und die­se Schü­ler kön­nen sich bes­ser kon­zen­trie­ren, wenn sie mit ande­ren „kon­zen­tra­tiv her­aus­ge­for­der­ten“ Mit­schü­lern zusam­men­ar­bei­ten sol­len? Wür­de mich wundern 😉

  9. Philipp

    Ich glau­be, eine all­ge­mein „rich­ti­ge“ Men­ge an Fron­tal­un­ter­richt gibt es ein­fach nicht. Letzt­end­lich sind wir wie­der bei dem kürz­lich hier in die­sem Blog schon gezo­ge­nen Schluss, dass der Unter­richt von der Per­sön­lich­keit des/der Lehrers/in abhän­gen muss. Manche/r Lehrer/in erreicht sein Ziel mit mehr, man­cher mit weni­ger Fron­tal­un­ter­richt. Und das ist auch gut so, dass es hier Unter­schie­de gibt…
    Bei dei­ner – sehr rea­lis­ti­schen – Schil­de­rung einer moder­nen Lehr­pro­be langt man sich aber wirk­lich ans Hirn. 😉

    • > Ich glau­be, eine all­ge­mein “rich­ti­ge” Men­ge an Fron­tal­un­ter­richt gibt es ein­fach nicht. 

      Das Pro­blem ist ja schon, dass so vie­le unter­schied­li­che Din­ge mit die­sem Begriff asso­zi­iert wer­den. Man­che mei­nen damit, dass der Leh­rer vor­ne steht und unun­ter­bro­chen quas­selt. Das mei­ne ich natür­lich NICHT. 

      Ande­re mei­nen damit, dass der Leh­rer den Unter­richt struk­tu­riert, orga­ni­siert und die Zügel in der Hand hält. Wie beim Fuß­ball: Trai­ner / Leh­rer sagt, was geübt / gelernt wer­den soll, und dann sind in ers­ter Linie die Spie­ler / Schü­ler aktiv. Und ja natür­lich, ein guter Trai­ner / Leh­rer wird auch immer mal wie­der sei­ne Spie­ler / Schü­ler fra­gen, was sie ger­ne machen wol­len, ob ihnen das Trai­ning Spaß macht, was sie ger­ne anders / mehr üben wür­den usw.

  10. Uwe

    Zustim­mung. Zumin­dest, solan­ge wir über all­ge­mein­bil­den­de Schu­le spre­chen, ist Leh­ren und Ler­nen eine hoch­gra­dig durch mensch­li­che Bezie­hun­gen gepräg­te Ange­le­gen­heit – im Guten wie im Bösen, Bei­spie­le könn­te wohl jeder von uns zu Hauf liefern.
    Und: nicht jeder vLeh­rer kann mit jedem Unter­richts­stil über­zeu­gen – die Schü­ler haben in der Regel ein sehr fei­nes Gespür dafür, was beim betref­fen­den Leh­rer „echt“ ist und was nur ange­lernt. Und da unse­re Schäf­chen pro Tag mit 5, 6 oder mehr Leh­rern zu tun haben, ist das auch gut so: Die Mischung machts.

    Ent­wi­ckeln­des Unter­richts­ge­spräch: Aber Hol­la, da kann rich­tig die Post abge­hen, wenn man es mal schafft, die Schäf­chen beim intel­lek­tu­el­len Ehr­geiz zu packen (viel zu sel­ten, zuge­ge­ben). Etli­che sol­cher Situa­tio­nen waren für mich der Aus­lö­ser für den Berufs­wunsch – und ich hof­fe sehr, dass man­ches davon auch bei mei­nen Leut­chen wie­der ankommt, bei aller sons­ti­gen Begeis­te­rung für Mood­le, Web 2.0 etc.

    Dan­ke für die klu­ge Dar­stel­lung, Jochen!

  11. jens

    Hal­lo Jochen.

    Ich stim­me Dir voll­kom­men zu. Gene­rell fin­de ich auch, dass das Niveau an Schu­len (viel­leicht auch aus die­sem Grund) immer mehr abnimmt. Wenn der Leh­rer / die Leh­re­rin nur noch im Hin­ter­grund blei­ben soll, nimmt mei­nes Erach­tens auch die Men­ge und Kom­ple­xi­tät an Stoff ab, die bear­bei­tet wer­den kann.

    Fron­tal­un­ter­richt macht ab und an schon Sinn, aber im Refe­ren­da­ri­at ist die­ser wohl abso­lut fehl am Platz.

  12. Markus

    Ich kann dir nur zustim­men Jochen. Schon im ers­ten Jahr nach mei­nem Refe­ren­da­ri­at habe ich gemerkt, dass die Schü­ler nur sel­ten Auf­merk­sa­mer sind als im Unter­richts­ge­spräch oder im Leh­rer­vor­trag. Wie oft habe ich die Situa­tio­nen erlebt dass ich die Schü­ler in Grup­pen­ar­beit zum kon­zen­trier­ten Arbei­ten auf­for­dern muss­te. Wenn nicht das The­ma oder das Mate­ri­al an sich moti­vie­rend ist, muss es halt der Leh­rer sein – wer denn sonst? Und woher soll das Wis­sen dass sich die Schü­ler erar­bei­ten sol­len denn kom­men wenn nicht vom Leh­rer, wozu hab ich denn stu­diert? Dann bräuch­te ich den Schü­lern ja nur noch die Bücher/Kopien/Filme hin­wer­fen und wenn Fra­gen auf­kom­men bin ich per email erreichbar.
    Ich genie­ße auf jeden Fall die Frei­heit auch län­ge­re Leh­rer­vor­trä­ge zu hal­ten, Tafel­bil­der SELBST zu ent­wi­ckeln und mal ein 15-min Unter­richts­ge­spräch zu hal­ten, als Abwechs­lung zu den Grup­pen- und Part­ner­ar­bei­ten, zu den Rol­len­spie­len, Free­ze­frames, Frei­ar­bei­ten und Pro­jek­ten die die Schü­ler schon nicht mehr sehen kön­nen ( fragt die mal).

  13. M.

    Jochen, Du hast wie­der­mal zu 100% ins Schwar­ze getroffen!
    Dein Bei­trag spricht mir aus der See­le. Er ist das Bes­te, das ich seit lan­gem gele­sen habe.

    Und als NRW-Refe­ren­dar muss ich es mal ganz klar sagen:
    90% vom so genann­ten „Koope­ra­ti­ven Ler­nen“ und die­sem „Klip­pert-Sch­ei*“ kann man getrost in die Ton­ne klop­pen, ohne wenn und aber.
    Ich habe nun schon seit knapp zwei Jah­ren Erfah­rung gesam­melt mit die­sem gan­zen Schrott. „Fron­tal­un­ter­richt“ ver­kommt in mei­nem Semi­nar zum Schimpf­wort, ich wuß­te bis vor kur­zem über­haupt nicht was das ist und wie man Fron­tal­un­ter­richt macht…(meine Schü­ler­zeit ist schon was her)

    Fron­tal­un­ter­richt macht IMMER Sinn!

  14. H.

    Da kann man rum­dis­ku­tie­ren wie man will über irgend­wel­che metho­di­schen Fein­hei­ten, das Ein­zi­ge auf das es ankommt ist mei­ner Ansicht nach, dass man die Schü­ler Ler­nen­den ernst nimmt. Ich hab mich in der Schu­le als Schü­ler Ler­nen­der immer gefragt: Was soll der Mist? Hal­ten die uns für völ­lig ver­blen­det? Und das Aller­schlimms­te fand ich die Zemen­tie­rung von Sozi­al­struk­tu­ren durch die stets glei­che und durch­ge­hend wäh­rend des Schul­jah­res bestehen­de Sitz­ord­nung. Mit jedem Mal wie­der­keh­ren­der Sitz­ord­nung wird eine Chan­ce für den Aus­ta­such und den Aus­gleich der sozia­len Struk­tur geschaf­fen. Die Cli­quen­bil­dung behin­dert das Ler­nen mei­ner Ansicht nach mehr als alles ande­re. Aber soweit kann sich kein Leh­rer mehr zurück erin­nern. Für ihn war Schu­le ja auch immer toll, des­halb ist er ja Leh­rer geworden.

  15. @Jochen Eng­lisch
    „Ich bezweif­le das, denn das erklär­te Ziel der “moder­nen” Didak­tik ist es ja, den Leh­rer weit­ge­hend über­flüs­sig zu machen.“
    – Das meinst du nicht im Ernst?:-)))
    „Das Ziel vie­ler jun­ger Kol­le­gen scheint es zu sein, so wenig wie mög­lich in Erschei­nung zu tre­ten und sich als Leh­rer selbst abzuschaffen.“
    – Heißt es bei­spiels­wei­se, dass der Regis­seur, weil er bei der Aus­füh­rung nicht in Erschei­nung tritt, sich selbst abschafft? Das gilt auch für den Trai­ner, den du am Ende dei­ner Aus­füh­run­gen als Bei­spiel anführst: der Trai­ner rennt nicht auf dem Spiel­feld, aber schafft er sich des­halb ab? Aber das weißt du bestimmt selbst. Das erin­nert mich ein biss­chen an die Argu­men­ta­ti­on von Herrn Bueb, der zunächst ein Zerr­bild der „moder­nen“ Erzie­hung ent­wirft, um dann alle Defi­zi­te vehe­ment anzuprangern.

  16. Schwie­rig. Ich habe auch sol­che Gedan­ken wie Jochen und viel geschrie­ben, was in genau die­se Rich­tung geht. Ich sehe es nicht als einen „Angriff auf LdL“ (klang in Twit­ter an), weil die Rol­le des Leh­ren­den in LdL ja genau dem ent­spricht, was Jochen einfordert. 

    @Jochen
    Moder­ne Didak­tik ist eben nicht moder­ne Didak­tik – Gene­ra­li­sie­run­gen pola­ri­sie­ren eben oft und gerne.

    Aber die Gefahr zur Pola­ri­sie­rung wird nach mei­ner Erfah­rung umso grö­ßer, je wei­ter von oben man „Ver­än­de­run­gen“ durch­zu­set­zen ver­sucht. In Deutsch­land haben wir es immer wie­der geschafft, im Bil­dungs­be­reich zu ideo­lo­gi­sie­ren – und viel Gutes blieb dabei auf der Strecke.

  17. @Maik Riecken: Ja, Du hast voll­kom­men Recht. Jahr­zehn­te der Top-Down-Refor­men und Jedes-Jahr-eine-neue-Sau-durchs-Dorf-Stra­te­gien der Bil­dungs­po­li­ti­ker haben die Inno­va­ti­ons­be­reit­schaft der Leh­rer ver­ständ­li­cher­wei­se auf­ge­zehrt, die sowie­so nicht gera­de sys­te­misch und kul­tur­his­to­risch prä­miert wur­de. Das ist aber über­haupt kei­ne gute Aus­re­de dafür, alles beim angeb­lich bewähr­ten Alten zu las­sen (das war doch schon immer so, da könnt ja jeder kom­men, wo kämen wir denn dahin …). Als Leh­rer müss­te man eigent­lich zwi­schen einem Programm/einer Absicht/einer Ent­wick­lungs­not­wen­dig­keit usw. und den (durch­aus z.T. haar­sträu­ben­de) Stra­te­gien, die­se umzu­set­zen, unter­schei­den kön­nen. Sonst ver­hält man sich nach dem Prin­zip Unrei­fe: „Recht geschieht’s mei­ner Mut­ter, dass mei­ne Hän­de abfrie­ren, war­um kauft sie mir auch kei­ne Hand­schu­he!“ Klar wer­den muss: Will ich, dass alles so bleibt, wie es ist? Oder fin­de ich die Ver­än­de­rungs­kon­zep­te pro­ble­ma­tisch (und habe ande­re im Auge), oder nur die Durch­set­zungs­stra­te­gien der Bil­dungs­po­li­tik? Hier ver­schwin­den die­se Unter­schei­dun­gen. Das ist dann Stamm­tisch statt ernst­haf­ter Debat­te. Wenn man aber tat­säch­lich alles beim Alten las­sen möch­te, dann muss man sich schon fra­gen las­sen, ob man die Bil­dungs­rea­li­tät außer­halb sei­ner eige­nen par­ti­ku­la­ris­ti­schen Inter­es­sen über­haupt wahrnimmt.
    Die Figur „Aber LdL will doch das Glei­che“, hal­te ich nicht für sinn­voll. Eine ernst­haf­te Dis­kus­si­on zwi­schen wirk­lich sehr ver­schie­de­nen Vor­stel­lun­gen über guten Unterricht/gute Schu­le macht nur Sinn, wenn die Dif­fe­ren­zen nicht völ­lig ver­wischt wer­den. Was ande­res ist’s, wenn man mal nur Dampf ablas­sen will. Naja, würd ich nicht unbe­dingt öffent­lich im Blog.

  18. @Maik und @Lisa
    Weil LdL ange­spro­chen wur­de: in die­ser Metho­de wer­den Leh­rer und Schü­ler glei­cher­ma­ßen gefor­dert, wie Jochen es ver­langt. Der Leh­rer ist Regis­seur und Trai­ner zugleich, und die Akteure/Spieler müs­sen sehr viel tun, um sei­ne For­de­run­gen zu erfüllen.

  19. „ob man die Bil­dungs­rea­li­tät außer­halb sei­ner eige­nen par­ti­ku­la­ris­ti­schen Inter­es­sen über­haupt wahrnimmt.“

    Ich habe sel­ten Vertreter/Verfechter neu­er Lehr- und Arbeits­for­men gese­hen, die kei­ne par­ti­ku­la­ris­ti­schen Inter­es­sen hat­ten, denen es nur um die Sache an sich ging – viel­leicht bin ich bis­her den Fal­schen begeg­net. Jeder möch­te sich abgren­zen und als Indi­vi­du­um dastehen.

    Fakt ist, dass koope­ra­ti­ve Lern- und Arbeits­for­men erheb­li­chen Mehr­auf­wand dar­stel­len, wenn man *inhalt­lich anspruchs­voll* unter­rich­ten möch­te – dar­an ändert auch kein neu­es Medi­um etwas, es sei denn, es soll rea­le Bezie­hun­gen sub­sti­tu­ie­ren. Fakt ist auch, dass wir noch kei­ne Schul­or­ga­ni­sa­ti­on haben, die die­se Lehr- und Arbeits­for­men ermög­licht – Aus­brin­gung des Unter­richts in Dop­pel­stun­den wäre dafür das Min­des­te (und durch­aus erreichbar).

    Für mich ist wei­ter­hin ein Fakt, dass alle Reform­wil­li­gen end­lich dahin kom­men müs­sen, nach Din­gen zu sehen, die sie ver­bin­det. Solan­ge das nicht geschieht, erschei­nen mir Wün­sche in die Rich­tung, dass LuL die Sache und nicht den Weg der Durch­set­zung sehen sol­len, zumin­dest spannend.

  20. @Maik Riecken
    „Fakt ist, dass koope­ra­ti­ve Lern- und Arbeits­for­men erheb­li­chen Mehr­auf­wand dar­stel­len, wenn man *inhalt­lich anspruchs­voll* unter­rich­ten möchte“
    Oja, da hast Du aller­dings Recht. Und des­halb muss man auch immer wie­der ein­for­dern, das Leh­rer­ar­beits­zeit die­sen „Auf­wand“, näm­lich die Zeit für ver­ant­wor­tungs­vol­le pro­fes­sio­nel­le Pla­nung, abbil­den muss. Sprich: Ent­las­tung von Unter­richts­stun­den und Ent­las­tung von hoher Klas­sen­fre­quenz. Erst Recht, wenn neue Metho­den und Rol­len­mo­del­le gelernt und ein­ge­übt wer­den sol­len! (Die Fin­nen haben es vor 15 Jah­ren genau so gemacht.) Denn da kann man nicht mehr mit Rou­ti­ne ran. Da muss man Erfin­den, Expe­ri­men­tie­ren und sorg­fäl­tig aus­wer­ten. Und das nicht allei­ne, son­dern in Gemein­schaft mit Kollegen.
    Krie­gen wer­den wir die­se benö­tig­te Ent­las­tung bzw. Zeit für Neuorientierung/Rekonzeptualisierung aber nur, wenn wir viel­stim­mig und andau­ernd gmein­sam (orga­ni­siert) danach ver­lan­gen. Nicht, wenn wir jam­mern oder Ver­än­de­run­gen an sich ver­un­glimp­fen, weil sie uns ein schlech­tes Gefühl machen unter die­sen Bedin­gun­gen. Die Dop­pel­stun­den­organsia­ti­on kann genau ein Ein­stiegs­mo­dell sein, denn ein Kol­le­gi­um, das mal mehr als die 45min-Häpp­chen-Fron­tal­be­leh­rung hin­krie­gen will, kann das jeder Schul­lei­tung abver­lan­gen. Und für vie­le klei­ne Inno­va­tio­nen gilt übri­gens, was ein lis­ti­ger däni­scher Leh­rer, Gott hab ihn see­lig, sag­te: „Mach ein­fach. Du kriegs‘ eher ein Ergeb­nis als ein Erlaubnis.“ 😉

  21. Mal wie­der ein über­aus inter­es­san­ter Bei­trag, der vie­le Gemü­ter erhitzt (wie man an der gro­ßen Zahl von Kom­men­ta­ren sieht). Ich lie­be sol­che Bei­trä­ge, weil sie die Dis­kus­si­on anhei­zen und Kon­tro­ver­sen erzeu­gen. Klasse!

    Aller­dings den­ke ich, dass er in einer Hin­sicht pro­ble­ma­tisch ist. Er kri­ti­siert die Auf­fas­sung, der „Leh­rer sol­le abge­schafft“ wer­den. Damit kri­ti­siert er aber eine fal­sche Auf­fas­sung kon­struk­ti­vis­ti­schen Unter­richts. Kon­struk­ti­vis­mus (ich getraue mich gar nicht, das Wort in den Mund zu neh­men, weil mitt­ler­wei­le tot­ge­tram­pelt und aus­ge­quetscht) hat nicht zur Kon­se­quenz, dass der Leh­rer ver­schwin­det, son­dern dass er ande­re Funk­tio­nen über­nimmt. Wenn aber die Kon­se­quenz aus der Ableh­nung die­ser fal­schen Auf­fas­sung von Kon­struk­ti­vis­mus ist, eine „frü­her war alles besser“-Stimmung zu ver­brei­ten, dann wird die kor­rek­te Auf­fas­sung kon­struk­ti­vis­ti­schen Ler­nens nicht aus­rei­chend ernst genom­men. Nur, weil vie­le Leu­te eine nai­ve, „sozi­al­päd­ago­gi­sche“ (sor­ry) und stark ver­ein­fach­te Sicht von Kon­struk­tis­mus ver­tre­ten, soll­te das nicht bedeu­ten, dann man statt­des­sen retro­mä­ßig reagiert; denn die Kri­tik am Fron­tal­un­ter­richt (und damit mei­ne ich Fron­tal­un­ter­richt und nicht Fron­tal­pha­sen) ist ja schließ­lich auch nicht unberechtigt. 

    Ich möch­te für mei­ne Über­le­gun­gen eben­falls das Bild des Trai­ners gebrau­chen, weil ich den­ke, dass dein Ver­gleich hinkt. Wür­de der Trai­ner so agie­ren wie ein Leh­rer im Fron­tal­un­ter­richt, wür­de er den Spie­lern vor­tra­gen, wie man Fuß­ball spielt, und er wür­de ihnen anschlie­ßend klei­ne Übungs­auf­ga­ben (hin­ter Ball hin­ter­her­ren­nen, Ball in der Luft hal­ten, …) als Haus­auf­ga­be auf­ge­ben. In der nächs­ten Stun­de darf das dann einer vor­füh­ren. Dass im Gegen­satz dazu der Trai­ner nicht selbst übers Feld ren­nen soll, ich auch klar. Aber was ist dazwi­schen? Der Trai­ner schafft bestimm­te Situa­tio­nen, von denen er glaubt, dass die Spie­ler bestimm­te Fähig­kei­ten erwer­ben. Er lässt in die­sen „Umge­bun­gen“ die Spie­ler agie­ren und gibt Feed­back zu deren Aktio­nen. Wenn du ver­langst, dass Leh­rer wie Trai­ner sein sol­len, ist das „kon­struk­ti­vis­ti­scher“ als du ver­mut­lich inten­diert hast. Ein Trai­ner wäre aber natür­lich eine Respekts­per­son, eine Per­son, die viel ein­for­dert, und eine Per­son, die Leis­tung fair bewer­tet. Wenn das das Bild eines Trai­ners ist, wür­de ich dir zustimmen.

    Also, mein Fazit: Ich stim­me dar­in mit dir über­ein, dass eine nai­ve Auf­fas­sung kon­struk­ti­vis­ti­schen Ler­nens schlecht ist und leicht zu „Larifari“-Unterricht füh­ren kann. Ich fin­de aber, dass dei­ne Kon­se­quenz zu stark in Rich­tung „Lasst uns mit dem neu­mo­di­schen päd­ago­gi­schen Gedön­se auf­hö­ren und wie­der ordent­lich Fron­tal­un­ter­richt machen“ geht (ich weiß, dass du das so nicht meinst und dass ich jetzt auch über­trei­be, aber das bleibt als „Gefühl“ aus dei­nem Arti­kel hän­gen). Ich wür­de eher sagen: Lasst uns stär­ker fol­gen­de Sicht ein­neh­men: Wir über­le­gen uns, was wir in einer Sschul­stun­de in den Köp­fen der Schü­ler bewir­ken wol­len (das bedeu­tet näm­lich eigent­lich Kon­struk­ti­vis­mus). Dann struk­tu­rie­ren wir die Stun­de dem­entspre­chend, wäh­len pas­sen­de Metho­den usw. Dabei kann durch­aus auch mal eine län­ge­re Fron­tal­pha­se ent­hal­ten sein. Wenn die Schü­ler auf­merk­sam sind und gut mit­den­ken, bewirkt das viel­leicht genau die inten­dier­ten Kon­struk­tio­nen. In ande­ren Situa­tio­nen kann dies aber auch Grup­pen­ar­beit, Pro­jekt­un­ter­richt, was­wei­ßich bedeu­ten. Es kommt ein­fach dar­auf an, was gelernt wer­den soll.

  22. Jetzt habe ich hier minu­ten­lang etwas hin­ein­ge­tippt und sehe, dass Chris­ti­ans Kom­men­tar es im letz­ten Absatz exakt auf den Punkt bringt.

    Man redet sich als Refe­ren­dar, davon gehen Jochens Über­le­gun­gen aus, viel­leicht auch eini­ges ein.

    Bei mei­nem (auf schü­ler­ori­en­tiert-kon­struk­ti­vis­ti­schen Ansät­zen bestehen­den!) Fach­lei­ter waren län­ge­re Unter­richts­ge­sprä­che, die am Ende der Stun­de ein­deu­ti­ge Trans­fer- und Refle­xi­ons­leis­tun­gen auf­ge­zeigt haben, trotz­dem sehr ger­ne gese­hen. Viel­leicht über­in­ter­pre­tie­ren Refe­ren­da­re auch oft die Hin­wei­se ihrer Fach­lei­ter, schü­ler­ori­en­tiert zu arbei­ten. Ich erin­ne­re mich an eine Vor­führ­stun­de bei die­sem Fach­lei­ter, die fast aus­schließ­lich das gefürch­te­te „UG“ in der Sozi­al­form­spal­te führ­te, ledig­lich den OHP bemüh­te und deren Nach­be­spre­chung des­we­gen von mir schon im Vor­feld mit gro­ßem Schlot­tern erwar­tet wur­de. Fak­tisch war das eine mei­ner bes­ten Stun­den: Sehr hohe Schü­ler­be­tei­li­gung und greif­ba­re Erkennt­nis­se auf Sei­ten der Schü­ler im Ergeb­nis. Das Schlot­tern war gar nicht nötig gewesen.

  23. Es rächt sich bit­ter, dass die Leh­rer­bil­dung kaum Päd­ago­gi­sche Psy­cho­lo­gie (Lern­theo­rie) ent­hält. (Und Didak­tik oder gar Unter­richts­tech­no­lo­gie und Rezept­wei­ter­ga­be erset­zen die­se nicht.) Nur durch die­sen Wis­sens­man­gel in der Leh­rer­bil­dung ist zu erklä­ren, dass sich Leh­rer unter selbst­ge­steu­er­tem Ler­nen (das eben ist der Haupt­knack­punkt der von der Sys­tem­theo­rie abge­lei­te­te kon­struk­ti­vis­ti­schen Lern­theo­rien) vor­stel­len, dass Schü­ler nun alles für sich allei­ne raus­krie­gen sol­len, was ihnen im instruk­tio­nis­ti­schen Unter­richt (das ist der tra­di­tio­nel­le beleh­ren­de – muss gar nicht fron­tal sein) bis­her vom Leh­rer vor­ge­macht wor­den ist. Selbst­ge­steu­er­tes Ler­nen heißt in ers­ter Linie: Par­ti­zi­pa­ti­on, Mit­be­stim­mung am eige­nen Ler­nen! Und es heißt for­schen­des Ler­nen in Koope­ra­ti­on mit peers aber natür­lich auch mit dem Leh­rer! „Ein (guter) Leh­rer ist mehr mit dem Gegen­stand beschäf­tigt, als über ihn zu reden“, sagt W. M. Roth, Psy­cho­lo­ge und Erzie­hungs­wis­sen­schaft­ler in Cana­da, der nicht nur theo­re­tisch son­dern auch empi­risch über Lern­pro­zes­se forscht. Nicht alles kann im Modus Trai­ning gelernt wer­den. Natür­lich: Voka­beln, Sport, usw. alles Gegen­stän­de, die v.a. mit Ope­ra­tio­nen als Tätig­keits­form zu tun haben. Nicht aber kön­nen im Trai­ning Gegen­stän­de gelernt wer­den, die mit Erkennt­nis­sen und Beur­tei­lun­gen von Din­gen zu tun haben – und davon gibt es mehr als sich vie­le Leh­rer träu­men las­sen. Mathe­ma­ti­sches Den­ken ist vor­wie­gend eben nicht durch Trai­ning zu errei­chen. Neben der Rol­len­fi­gur „Trai­ner“ ist also auch die Rol­len­fi­gur „Expe­di­ti­ons­lei­ter“ wesent­lich für einen guten Leh­rer. Eben weil das nicht ver­stan­den wird – wie soll es auch, wenn es weder Bestand­teil der Aus- noch der Fort­bil­dung bis­her war -, dar­um geht der gut­ge­mein­te Ver­such von Grup­pen­ar­beit so häu­fig in die Hose, wer­den Schü­ler bei ihrer Selbst­steue­rung tat­säch­lich allei­ne gelas­sen und KÖNNEN ohne die nöti­ge Unter­stüt­zug gar nicht erfolg­reich ler­nen. Wie schon jean­pol sagt: Bei­de müs­sen erheb­lich etwas tun, sowohl die Leh­rer als auch die Schü­ler. Pro­jekt­ler­nen (m.E. nach der Königs­weg des selbst­ge­steu­er­ten Ler­nens) erfor­dert vor allem viel Vor­be­rei­tung. Wenn die Schü­ler dann aber „drauf“ sind, dann gibt es vie­le Pha­sen, wo der Leh­rer tat­säch­lich mehr Beob­ach­ter, Coach, Tipp­ge­ber und Assis­tent wird. Wer mal die Erfah­rung sol­cher Arbeit gemacht hat, wo die Schü­ler qua­si über sich hin­aus­wach­send ler­nen und arbei­ten „wie ver­rückt“, um ein selbst­for­mu­lier­tes Pro­blem zu lösen oder ein selbst­ge­steck­tes Ziel zu errei­chen, der will nicht mehr anders leh­ren als so.

  24. M.

    > Wer mal die Erfah­rung sol­cher Arbeit gemacht hat, wo die Schü­ler qua­si über
    > sich hin­aus­wach­send ler­nen und arbei­ten „wie ver­rückt“, um ein
    > selbst­for­mu­lier­tes Pro­blem zu lösen oder ein selbst­ge­steck­tes Ziel zu
    > errei­chen, der will nicht mehr anders leh­ren als so.

    Schon klar, aber eben die­se Erfah­rung habe ich bis­her noch NIE gemacht.
    Höchs­tens wenn es in mei­nem Zweit­fach Geschich­te in der 5 um „Aste­rix und Obe­lix“ oder „Dino­sau­ri­er“ geht; und selbst da nicht bei allen…

    • Genau! Im bestehen­den Schul­sys­tem kann man lei­der weder als Schü­ler noch als Leh­rer sol­che beglü­cken­den lern­mo­ti­vie­ren­den Erfah­run­gen gar nicht machen. Des­we­gen fin­de ich, dass die Fra­ge für Leh­rer in ihrer Arbeits­pra­xis (und das ist ja der größ­te Teil ihrer Lebens­pra­xis!) in ers­ter Linie nicht lau­ten muss: „Wie krie­ge ich mei­ne Schü­ler zum bes­se­ren Ler­nen, wie füh­len sich die Schü­ler beim Ler­nen wohl usw.“, son­dern: „Wie möch­te ich arbei­ten? Wie kann ich mich selbst in mei­ner Arbeits­tä­tig­keit wohl füh­len? Was hin­dert mich dar­an, so arbei­ten zu kön­nen, dass mir mei­ne Arbeit Freu­de macht?“ Und dann rüt­teln wir am bestehen­den Sys­tem alt­her­ge­brach­ter Pra­xis und kön­nen sie expan­die­ren, shif­ten, chan­gen … wie immer auch die Voka­beln dafür hei­ßen mögen. Wenn die Mensch­heit drauf ver­wie­sen wäre, immer nur die bestehen­de Pra­xis wei­ter zu bedie­nen, dann säßen wir immer noch ums offe­ne Feu­er und wohn­ten in Höhlen.

  25. @Lisa Rosa Recht hast du mit so vie­lem. Natür­lich gehört Lern­theo­rie auf neus­tem Stand in die Aus­bil­dung usw.
    Aber: „Wer mal die Erfah­rung sol­cher Arbeit gemacht hat, wo die Schü­ler qua­si über sich hin­aus­wach­send ler­nen und arbei­ten “wie ver­rückt”, um ein selbst­for­mu­lier­tes Pro­blem zu lösen oder ein selbst­ge­steck­tes Ziel zu errei­chen, der will nicht mehr anders leh­ren als so.“
    Natür­lich schafft das Arbei­ten in selbst defi­nier­ten Pro­jek­ten mehr Moti­va­ti­on als das Anhö­ren von Vor­trä­gen, deren The­men einen nicht inter­es­sie­ren. Wiki­pe­dia ist ein schö­nes Beispiel.
    Lernt man Lern­theo­rie in einem ler­nen­den­be­stimm­ten Pro­jekt? Wird man in eine Fremd­spra­che am bes­ten durch ein selbst­be­stimm­tes Pro­jekt ein­ge­führt? (Ler­nen durch Leh­ren ist ist auch da mög­lich, aber etwas ganz anderes.)
    Ich den­ke, es wird wie­der ein­mal anein­an­der vor­bei geschrie­ben, weil es zu auf­wän­dig wäre, die beden­kens­wer­ten Antei­le des Aus­sa­gen der ande­ren in das eige­ne Kon­zept einzuarbeiten.
    Wie wär’s mit einem Wiki­ar­ti­kel zu der Frage?

    Frei­lich: Dazu haben wir weder Zeit, Ener­gie noch Lust.
    Das Pro­jekt, her­aus­zu­fin­den, wel­cher Unter­richt der rich­ti­ge ist, wird von Leh­rern nie gewählt wer­den. Das Pro­jekt wäh­len nur Pro­fes­so­ren oder sol­che, die es wer­den wol­len. Denn die brau­chen nicht in stän­dig wech­seln­den Situa­tio­nen aus­zu­pro­bie­ren, ob ihre Theo­rie auch für die­se Situa­ti­on trifft.

    • Hier kön­nen wir spon­tan dis­ku­tie­ren, wo ein Blog­bei­trag dazu ange­regt hat. In einem Wiki könn­ten wir sys­te­ma­ti­scher auf ver­schie­de­nen Sei­ten ver­schie­de­ne Aspek­te bear­bei­ten und ent­spre­chen­des Mate­ri­al hoch­la­den. Gute Idee! Wir könn­ten aber auch noch etwas ande­res tun, wozu sich eine zu bil­den­de Pra­xis­lern­ge­mein­schaft im Netz eig­net: Gemein­sam unse­ren eige­nen Unter­richt befor­schen und neue Lösun­gen für immer wie­der­keh­ren­de Pro­ble­me fin­den. Dann kommt man auch vom Schwa­dro­nie­ren weg und beschäf­tigt sich mit hand­fes­ter Pra­xis. Es gibt ein Instru­ment „kol­le­gia­le Unter­richts­be­ra­tung“, das sich dazu eig­net. Das wird eigent­lich ein­ge­setzt, indem man im Tan­dem oder in einer klei­nen kol­le­gia­len Grup­pe sich gegen­sei­tig im U. besucht und nach einem bestimm­ten sehr klu­gen Mus­ter anschlie­ßend befragt und aus­wer­tet. In einem wiki kann man das in Form von Fall­be­spre­chun­gen machen (mit anony­mi­sier­ten per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten). Z.B: 1 Geschichts­leh­rer ist bereit, einen Fall vor­zu­stel­len – also ein Pro­blem in sei­nem kon­kre­ten Unter­richt. Die kol­le­gia­le Grup­pe dis­ku­tiert den Fall zusam­men. Das kann sich bis zum gemein­sa­men Lesen von Tex­ten (z.B. neu­es­tes Geschichts­di­dak­tik­mo­dell, oder Tex­te zum selbst­ge­steu­er­ten Ler­nen) aus­wei­ten, aus denen (und aus der eige­nen Pra­xis­er­fah­rung der Leh­rer­lern­grup­pen­mit­glie­der selbst­ver­ständ­lich, sowie aus inter­es­san­ten good-prac­ti­ce-Bei­spie­len aus dem Netz) man dann Lösungs­vor­schlä­ge für die kon­kre­te Schü­ler-Lern­grup­pe des bespro­che­nen Falls ent­wi­ckelt. Der­je­ni­ge, der die Schü­ler­grup­pe hat, pro­biert aus und berich­tet anschlie­ßend … usw.

  26. @fontanefan huch, jetzt hast Du noch was dazu­ge­schrie­ben und mei­ne Ant­wort passt nicht mehr. Naja, klar: Für sowas hat man als Leh­rer mit 28 Unter­richts­stun­den kaum Zeit. Aber was sagt das? Das ist doch ober­furcht­bar, dass man sei­nen U. nicht mal aus­rei­chend aus­wer­ten, in kol­le­gia­len Zir­keln vllt sogar mit Video­auf­zeich­nung bespre­chen und ver­bes­sern kann? Soll das so bleiben?

  27. Dein Bei­trag passt natür­lich auch zu mei­nem ergänz­ten noch sehr gut.
    Natür­lich soll­te es nicht so sein, dass man sei­nen Unter­richt nicht aus­wer­ten kann.
    Das Streit­ge­spräch, ob der Leh­rer „kon­struk­ti­vis­tisch“ oder „per­sön­lich­keits­ori­en­tiert“ (kein ernst­haf­ter (!) Ver­such, das gesam­te Gespräch auf die­se For­mel zu brin­gen) arbei­ten soll, ist mei­ner Mei­nung nach nicht geeig­net, bes­se­re Unter­richts­stra­te­gien hervorzubringen.
    Dein Vor­schlag viel eher.

  28. Helge

    @lisarosa: Ich kenn‘ Dich zwar nicht per­sön­lich, aber jetzt mal auf alle Dei­ne Bei­trä­ge an die­sem Kom­men­tar­strng geschaut… fällt auf, dass die Text­men­ge echt rela­tiv hoch ist die bei Dei­nen Kom­men­tren so zusam­men kommt (im Verr­gleich zu den ande­ren). Also ich lese das nicht alles, ich lese die Kom­men­ta­re die kür­zer sind und auf den Punkt.

    Ich glaub es ist ein Irr­tum, dass ein Kom­men­tar, je län­ger der ist, umso häu­fi­ger und inten­si­ver gele­sen wird. Ist mir bloß so auf­ge­fal­len nicht nur bei den Kom­men­ta­ren hier in die­sem Blog.

    Auch helen so Klei­nig­kei­ten wie Absät­ze und Her­vor­he­bun­gen die Qua­li­tät des Lese­er­leb­nis für ande­re Mit­kom­men­tie­rer deut­lich anzu­he­ben. Das soll jetzt mal ganz bewußt Kri­tik an der Form sein, weil’s mir schwer fällt so.

  29. Monika E. König

    „Und was pas­siert, wenn ich vier ahnungs­lo­se und des­in­ter­es­sier­te 15-jäh­ri­ge in eine Grup­pe ste­cke und sie ein Gedicht bear­bei­ten las­se? Fan­gen sie plötz­lich an moti­viert und “kom­pe­tent” mit­ein­an­der zu “kom­mu­ni­zie­ren”? Oder ver­stärkt bzw. poten­ziert sich ihre Ahnungs­lo­sig­keit und ihr Des­in­ter­es­se nicht eher?“

    Ich muss zuge­ben, dass ich damals als Schü­le­rin einer baye­ri­schen Ober­stu­fe auch nicht fähig gewe­sen wäre ein Ergeb­nis – errun­gen über koope­ra­ti­ve Zusam­men­ar­beit – „kna­ckig“ zu prä­sen­tie­ren, .… das will halt auch gelernt/ gelehrt/ geübt wer­den. (Nicht, dass wir damals je die Chan­ce dazu gehabt hätten). 

    Die­se Fähig­keit konn­te ich erst vie­le Jah­re und (u.a. über LdL-)Erfahrungen spä­ter an der Uni­ver­si­tät entwickeln. 

    Dies soll aber kei­ne gene­rel­le Kri­tik an „Fron­tal­un­ter­richt“ sein. 😉

  30. „Die­se Fähig­keit konn­te ich erst vie­le Jah­re und (u.a. über LdL-)Erfahrungen an der Uni­ver­si­tät entwickeln.“
    – Nicht ich habe es gesagt!:-)))

  31. Wit­zig, dass Hel­ge nun Lisa Rosas hoch­wer­ti­ge Kom­men­ta­re kri­ti­siert. „Also ich hab kei­ne Ahnung und les eh nicht alles, aber dei­ne Bei­trä­ge sind mir nun wirk­lich zu lang“.

    Ich begrü­ße es, dass Lisa Rosa hier die Zügel anzieht und sich nicht vor län­ge­ren Fron­tal­pha­sen scheut, auch wenn sie dadurch Gefahr läuft die Dis­kus­si­on zu domi­nie­ren. Kein Mensch käme auf die Idee eine Trai­ne­rin zu kri­ti­sie­ren, die über­legt und per Video­ana­ly­se das Spiel­ge­sche­hen reflektiert. 

    Auch hel­fen so Klei­nig­kei­ten wie kor­rek­te Recht­schrei­bung die Qua­li­tät des Lese­er­leb­nis für ande­re Mit­kom­men­tie­rer deut­lich anzu­he­ben. Das soll jetzt mal ganz bewußt Kri­tik an der Kri­tik sein, weil sie mir so absurd erscheint.

  32. Helge

    Bas­ti ja ist ja schon gut. Werf die Beru­hi­gungs­pil­len ein und lehn Dich zurück. Ein­mal „Ommmmm“ gen Bild­schirm und relax… =)

    Ich hab nichts gesagt. Schreibt alle wie ihr wollt. Ich mach doch nie­mand Vor­schrif­ten. Ich selbst hab auch oft Tipp­feh­ler drin­ne (weil zu schnell getippt; und mei­ne Draht­los­tas­ta­tur der­zeit zickt und Buch­sta­ben ver­schluckt.). Ist mir schon klar!!!!

    Inhalt­lich eine klas­se Dis­kus­si­on. Mein Bei­trag halt „Absurd“… mmmh, auch okay. Ich dach­te gra­de weil lisaro­sa ja scheints viel Wert auf Inhalt legt und eben ein Fort­ge­schrit­te­ner Blogger/Kommentierer ist wäre das ein kon­struk­ti­ver Gedan­ke, wie sie noch bes­ser wer­den kann.

    Aber wie gesagt: Ich hab nix gesagt. War­um ver­dammt fühlt sich eigent­lich gleich jeder ande­re per­sön­lich ange­grif­fen und zur Ver­tei­di­gung beru­fen, wenn man auch mal nur einen klei­nen Deut Ver­bes­se­rung vorschlägt. 

    Echt geht mir nicht ins Hirn. Das fin­de ich „absurd“ Basti.

    cu

  33. Helge

    Ncoh ein klei­ner Nach­trag zum Wört­chen „Absurd“:
    http://de.wiktionary.org/wiki/absurd

    Bedeu­tung: „wider­sin­nig, dem gesun­den Men­schen­ver­stand wider­spre­chen, abwe­gig, sinnlos“

    no com­ment

  34. hui! Also ich hab mich gar nicht per­sön­lich ange­grif­fen gefühlt, Hel­ge. Aber Bas­ti KANN sich ja gar nicht per­sön­lich ange­grif­fen füh­len, oder? – denn er schreibt hier zum ers­ten Mal und kurz. Wenn sich einer ganz offen­sicht­lich per­sön­lich ange­grif­fen fühlt, … aber Retour­kut­schen sind ja blöd. Und ich schrei­be mei­ne läng­li­chen Bei­trä­ge lie­ber zur Sache.
    Trotz­dem hast Du recht, denn es gibt vie­le, die kei­ne lan­gen Bei­trä­ge lesen wol­len. Man­ches lässt sich nur lang erklä­ren, aber ich könnt mich schon kür­zer fas­sen und sel­te­ner spre­chen. Bloß: Das schö­ne an Blogs ist ja, dass man im Gegen­satz zur f2f-Grup­pen­run­de schließ­lich 1. nie­man­dem Rede­zeit oder Raum weg­nimmt und 2. kei­nen zwingt, zuzu­hö­ren, der das nicht will. Auch DU hast ein Scroll­räd­chen an der Maus oder?

  35. Helge

    @lisarosa: Yep, seh ich genau­so. Lisa, wei­ter so!

    Bas­ti hat jetzt bloss erst den Fokus voll­ends umge­lenkt. Ich woll­te nur eine Neben­be­mer­kung los­wer­den, statt­des­sen macht er von einer einer „Mücke einen Elefanten“.

    Soll jetzt kein abend­fül­len­des The­ma wer­den: Ich fin­de die Aus­ein­an­der­set­zung super, und Bei­trä­ge mit Gehalt klas­se. Ab und an wünscht man sich halt Struk­tur im Daten­meer des Internet.

    So und jetzt bin ich ja auch schon ruhig…

    • Nu schieb es nicht auf Bas­ti! Du hast den Fokus umge­lenkt mit Dei­ner „Text­men­gen“ kri­tik. (Ein belieb­tes Spiel­chen in Leh­rer­kon­fe­ren­zen. Die, die nichts sagen – obwohl es ihnen nie­mand ver­bie­ten wür­de – müs­sen wenigs­tens die Stopp­uhr hal­ten für „Wer redet am längs­ten?“. Und dann noch jetzt einen Rück­zie­her machen und die eige­ne Ver­ant­wor­tung dafür, dass man aus der Sach­dis­kus­si­on raus auf die Meta­ebe­ne gegan­gen ist, auf jemand ande­ren abzu­wäl­zen, ist bäh. Struk­tur im „Daten­meer des Inter­net“? Selbst ist der Mann!

  36. Helge

    Ich stel­le mich dann mal wie in der Schu­le damals in die Ecke bis zum Ende der Lehr­stun­de, okay?

    Ich ste­he voll zu mei­ner Ver­ant­wor­tung, auch wenn ich dafür in der Ecke ste­hen muss in die ihr bei­de mich jetzt stellt. Ich fin­de die Tex­te von Dir lisaro­sa zu lang und unstruk­tu­riert und daher schwer zu lesen. Da ich mich ger­ne ein­brin­gen wür­de ist das ein öko­no­mi­sches Hemm­nis für mich. Das Inter­net ist frei und Du musst mei­ne Kri­tik nicht berück­sich­ti­gen. Ich woll­te sie nur kund­tun, weil es wirk­lich ein Pro­blem für mich dar­stellt und es even­tu­ell ande­ren ähn­lich geht. Das scheint nicht der Fall zu sein­und ich mit mei­ner Ansicht ziem­lich allein auf wei­ter Flur. Mei­en Absicht war es das in kon­struk­ti­ver Form ein­flie­ßen las­sen, was mir wohl eher nicht geglückt ist.

    Zum The­ma:

    “Und was pas­siert, wenn ich vier ahnungs­lo­se und des­in­ter­es­sier­te 15-jäh­ri­ge in eine Grup­pe ste­cke und sie ein Gedicht bear­bei­ten las­se? Fan­gen sie plötz­lich an moti­viert und ‚kom­pe­tent‘?“

    Ich den­ke, wenn man so einen Fall vor sich hat, dann macht es ver­mut­lich Sinn sich zunächst mit denen zu beschäf­ti­gen und her­aus­zu­fin­den, war­um da so ein gro­ßes Des­in­ter­es­se vorliegt.

    Ich habe 13 jah­re Schul­erfah­rung und ich ver­mu­te, das sich ein hau­fen Schü­ler nicht ernst­ge­nom­men fühlt. So ging es mir jeden­falls in der Schu­le. Es wur­de einem über­wie­gend (es gab posi­ti­ve Aus­nah­men) nichts zuge­traut und auch nichts wirk­lich abver­langt. Die Klau­sur war mit ein wenig Fleiß pro­blem­los zu bestehen. Mit Des­in­ter­es­se wäre man also pri­ma durch die gan­ze Schu­le gekom­men, sofern man pinkt­ge­nau zu den Klau­su­ren das Zeug ein­ge­paukt hatte.

    Und eini­ge die ich ken­ne haben es damit auch geschafft.

    • „ich ver­mu­te, das sich ein hau­fen Schü­ler nicht ernst­ge­nom­men fühlt.“
      „Mit Des­in­ter­es­se wäre man also pri­ma durch die gan­ze Schu­le gekom­men, sofern man pinkt­ge­nau zu den Klau­su­ren das Zeug ein­ge­paukt hatte.“

      Ja. Genau­so funk­tio­niert Schu­le und des­we­gen ist sie schon lan­ge nicht mehr ihren Auf­ga­ben gewach­sen und muss schleu­nigst als gesam­te Orga­ni­sa­ti­on ler­nen und sich ver­än­dern. Nicht bloß ein­zel­ne Leh­rer oder ein­zel­ne Metho­den. Die Logik muss eine ande­re werden.

      „Ich den­ke, wenn man so einen Fall vor sich hat, dann macht es ver­mut­lich Sinn sich zunächst mit denen zu beschäf­ti­gen und her­aus­zu­fin­den, war­um da so ein gro­ßes Des­in­ter­es­se vorliegt.“
      Genau­so. Das ist der rich­ti­ge Ansatz­punkt. Und die Leh­rer müs­sen nicht unter­ein­an­der ÜBER die­ses Des­in­ter­es­se spre­chen, son­dern ihre Schü­ler fra­gen und dann rich­tig hinhören.

      • Helge

        Na ja, viel­leicht muss man die Krea­ti­vi­tät im deut­schen Schul­we­sen ganz ein­fach noch in ande­ren Berei­chen ent­de­cken. So wie in Frank­reich z.B. …

        Was kann schö­ner sein als Unter­richt, wenn sol­che Beloh­nun­gen win­ken? Damit fran­zö­si­sche Jugend­li­che regel­mä­ßig kom­men, schwen­ken Schu­len Fuß­ball­ti­ckets oder Geld­schei­ne – zum Ver­druss von Eltern­ver­tre­tern. Auch deut­sche Poli­ti­ker geben sich beim Blau­ma­cher-Fang gern kreativ.

        Ein Teil von Frank­reichs Schü­lern hat seit die­ser Woche einen neu­en Anreiz, sich mor­gens aus dem Bett zu quä­len. Meh­re­re Schu­len loben jetzt Beloh­nun­gen aus, wenn Jugend­li­che nicht schwän­zen. So ver­teilt eine Berufs­schu­le in Mar­seil­le Gra­tis-Tickets für Fuß­ball­spie­le der Ers­ten Liga; in einem Schul­be­zirk bei Paris gibt es Füh­rer­schein­prä­mi­en oder Zuschüs­se zur Klassenfahrt.

        Quel­le: Spie­gel Online

        Ich den­ke mal wenn es erst soweit ist, dann ist das Maxi­mum an Des­in­ter­es­se erreicht, oder? Aber das ist noch nicht alles… es geht noch intelligenter…

        Der Trick dabei ist wie in Mar­seil­le, dass die Beloh­nun­gen nicht ein­zel­ne Schü­ler, son­dern die Klas­sen mit der nied­rigs­ten Schul­schwän­zer­ra­te erhal­ten. Das Kal­kül: Die Klas­se sel­ber setzt Blau­ma­cher unter Druck, die den Anwe­sen­heits­schnitt ver­sau­en und damit Chan­cen auf den Jack­pot oder die Fuß­ball­ti­ckets ver­bau­en. „Das ist ein gemein­sa­mes Pro­jekt“, umschreibt es Lau­rent Petryn­ka vom Schul­amt Cré­teil. „Die Rei­se oder den Füh­rer­schein bekom­men ent­we­der alle oder keiner.“

        Sip­pen­haft als Erfolgs­kon­zept für Schu­le des 21igsten Jahr­hun­derts. Wenn das mal nicht nach Zukunfts­mo­dell riecht. Sor­ry aber das muss­te ich jetzt dazu posten!

        • Die­se Maß­nah­men blei­ben ganz in der Logik des Schul­Sys­tems: Ler­nen ist nicht an sich und für die Schü­ler selbst gut, son­dern muss mit Zucker­brot und Peit­sche moti­viert bzw. erzwun­gen wer­den. Und dann auch noch Sip­pen­haf­tung. Ekel­haft. So wird sich das Sys­tem schluss­end­lich selbst den Gar­aus machen.

  37. Es gibt guten und schlech­ten Fron­tal­un­ter­richt – er ist noch lan­ge nicht am Ende.
    Ich emp­feh­le jun­gen Kol­le­gen nur eines: Abwechs­lung, Methodenvielfalt.

    Eigen­ver­ant­wort­li­ches Ler­nen funk­tio­niert nicht ein­mal an den Uni­ver­si­tä­ten bzw. in den Betrie­ben. Ich habe mit aka­de­mi­schen Befür­wor­tern (mode­ra­ter) kon­struk­ti­vis­ti­scher Lern­sze­na­ri­en zusam­men­ge­ar­bei­tet und dabei gese­hen, dass sie hin­ten und vor­ne ein­grei­fen und steu­ern, sich selbst belü­gen und einer inter­es­sier­ten Öffent­lich­keit vor­gau­keln, dass es super funk­tio­niert. Bei 2–3 Schü­lern waren die Ergeb­nis­se wirk­lich gut, die Mehr­heit war froh, dass sie tun und las­sen konn­ten, was sie woll­ten. So gese­hen macht es alle glücklich.

    • Ich den­ke, es hängt u.a. davon ab, ob es Moti­va­ti­on für das Ler­nen gibt. Wenn ich in der Schu­le nicht deut­lich machen kann, WOFÜR der Stoff nütz­lich ist, dann wer­den Schü­ler sich auch nicht eigen­stän­dig damit beschäf­ti­gen wol­len (das geht mir nicht anders – wenn ich etwas ler­nen soll, das ich nicht als nütz­lich erken­ne, lass ich es sein). 

      Im Betrieb ist es wohl ähn­lich: wenn mein Chef mich auf eine Fort­bil­dung schickt, auf die ich kei­ne Lust habe, hilft wohl nur eng geführ­tes Ler­nen. Aber auch das wird mei­nes Erach­tens am Ende nicht sehr effek­tiv sein.

  38. „und dabei gese­hen, dass sie hin­ten und vor­ne ein­grei­fen und steuern“
    – So soll es auch sein. Das ist genau die Arbeit des Leh­rers als coach. Ist es denn so schwer zu verstehen?

  39. Schaumburg

    Du beklagst die Zuwen­dung des Leh­rers an die Schü­ler, durch wel­che letz­te­re geprägt wer­den und am Ende viel­leicht sogar sel­ber Leh­rer wer­den wollen. 

    Als „Lösung“ plä­dierst Du für klas­si­sche Unter­richts­for­men, bei denen der Leh­rer fra­gend-ent­wi­ckelnd oder Ergeb­nis­se-prä­sen­tie­rend der Klas­se ein The­ma (ES) darstellt.

    Ich möch­te zen­tral geführ­ten Pha­sen ihren Ori­en­tie­rung-geben­den Sinn in keins­ter Wei­se abspre­chen. Als inten­si­ve Erfah­rung zwi­schen Schü­ler und der Begeis­te­rung des Leh­rers kön­nen sie aber nicht dienen. 

    Ich habe die Erfah­rung gemacht, dass ich durch die Öff­nung der Set­tings im „Unter­richt“ viel mehr Mög­lich­kei­ten habe, auf die indi­vi­du­el­len Fra­gen und Schwer­punk­te der Schü­le­rin­nen und Schü­ler ein­zu­ge­hen (sei es in einer Grup­pen­ar­beit oder in LdL-Phasen).
    Ohne es eva­lu­iert zu haben glau­be ich, dass ich damit viel per­sön­li­cher und „prä­gen­der“ auf die Lern­pro­zes­se wir­ken kann als durch einen gene­ra­li­sie­ren­den Vor­trag vor der Tafel.

    • Ich ken­ne Gegen­bei­spie­le, Schaum­burg, also wird das wohl nicht unbe­dingt so sein: prä­gend waren in mei­ner Schul­zeit für mich die Geschich­ten und Anek­do­ten des Leh­rers, durch­aus in klar erkenn­ba­rer Red­ner-Zuhö­rer-Bezie­hung (um das Wort fron­tal zu ver­mei­den). Zuge­ge­ben: mir ham ja nix ande­res gehabt damals.

    • Ich stim­me Euch bei­den zu – ich habe schon bei­de Situa­tio­nen erlebt: Momen­te, in denen ich mich an alle wen­de und das Gefühl habe, hier jetzt gera­de etwas bewegt zu haben und ähn­li­che Momen­te im Einzelgespräch. 

      ABER: im ers­ten Fall weiß ich noch weni­ger als im zwei­ten, ob ich nicht einer Illu­si­on auf­sit­ze und die Schü­ler ledig­lich inter­es­siert gucken. Mög­li­cher­wei­se neh­men hier auch nur 1–2 was mit.

  40. Marcus

    Das sagt mir mei­ne Erin­ne­rung genau­so – „prä­gend“ waren die Leh­rer, die Men­schen, wenn Sie sich gezeigt haben. Nicht der Stoff, geschwei­ge denn die Metho­den. Die erin­ne­re ich prak­tisch über­haupt nicht. Und, Tho­mas, also mir ham schon was anders ghabt damals, find ich.

  41. Jochen, in Dei­nem Kom­men­tar schreibst Du: 

    Und Schü­lern etwas bei­brin­gen schließt ja nicht aus, dass sie zwi­schen­durch selb­stän­dig arbeiten.

    Das ist mei­nes Erach­tens der Knack­punkt der gan­zen Dis­kus­si­on (den auch schon eini­ge hier ange­deu­tet haben). Es kommt mei­ner Ansicht nach auf den Wech­sel der Hal­tun­gen an. 

    Ich hal­te es sehr wohl für rich­tig, dass ich Lern­pro­zes­se initi­ie­re und sie beglei­te (der Trai­ner macht nichts ande­res: er baut eine Übungs­form auf, zeigt, wie die Übung funk­tio­niert, aber das eigent­li­che Ler­nen der Bewe­gun­gen und Abläu­fe machen ja die Spie­ler – der Trai­ner beglei­tet sie dabei – er kann ihnen die Bewe­gung nicht bei­brin­gen, wenn sie die­se nicht selbst ler­nen wol­len und sich ent­spre­chend auf die Übung ein­las­sen und sich anstrengen). 

    Wenn ich aber rich­tig initi­ie­ren möch­te, müs­sen eini­ge Prä­mis­sen erfüllt sein: es muss meist zunächst ein Input da sein, an dem oder mit dem gear­bei­tet oder gelernt wer­den kann. Ent­we­der ein Text oder eine grund­le­gen­de Infor­ma­ti­on oder eine Hand­lungs­an­lei­tung. Anschlie­ßend kann und soll dann eigen­stän­dig gear­bei­tet, gelernt, ange­wandt, über­tra­gen, kri­ti­siert wer­den. Natür­lich muss ich dar­auf ach­ten, dass das auch gemacht wird – wenn es kei­ne Moti­va­ti­on dafür gibt, dann muss ich ent­we­der akzep­tie­ren, dass nicht gelernt wird oder ich muss enger füh­ren, so dass es extrin­si­sche „Anrei­ze“ für das Arbei­ten gibt. 

    Ich habe die Erfah­rung gemacht, dass moti­vie­ren­de Auf­ga­ben aber durch­aus dazu füh­ren, dass Schü­ler sich die Auf­ga­be zu eigen machen und sie erle­di­gen WOLLEN. In Natur­wis­sen­schaft und Tech­nik kommt das regel­mä­ßig vor – dort sind die Auf­ga­ben aber gro­ße Pro­jek­te von meh­re­ren Wochen Dau­er. In Eng­lisch habe ich hier­zu noch kei­ne Erfahrungen. 

    Was das Kon­stru­ie­ren von Wis­sen angeht: das sehe ich so, dass Du das Wis­sen nicht in die Köp­fe fül­len kannst, wenn die Schü­ler es nicht haben wol­len. Natür­lich kann ein Leh­rer­vor­trag moti­vie­rend und lehr­reich sein, wenn der Leh­rer eine ent­spre­chen­de Begeis­te­rung ver­mit­telt und eine Per­sön­lich­keit ist, von der ich als Schü­ler ger­ne etwas ler­ne. Aber dann ist eben mein Kopf auf „Kon­struk­ti­on“ gepolt – ich neh­me das Gehör­te auf und baue es in mein eige­nes Wis­sen ein. Noch so vie­le Übun­gen nach einem Vor­trag brin­gen nichts, wenn der Schü­ler nicht bereit ist, den Stoff anzu­neh­men und ihn sich „ein­zu­bau­en“. Denn dann wird er alle Übun­gen mecha­nisch erle­di­gen. Bei ein­fach struk­tu­rier­ten Inhal­ten (z.B. ‑s Anhän­gen in der 3 Per­son in Eng­lisch) kann die x‑fache Wie­der­ho­lung ohne Hirn sicher­lich auch zum Behal­ten füh­ren. Sobald das Wis­sen aber kom­ple­xer sein soll, funk­tio­niert es mei­nes Erach­tens nur durch das „Sich-Ein­bau­en“, Konstruieren. 

    Vie­le der „moder­nen“ Ansät­ze, die Du kri­ti­sierst, schei­tern nach mei­ner Erfah­rung an einem ande­ren Punkt: der Leh­rer ist mit Ergeb­nis­sen zufrie­den, die (nocht) nichts tau­gen. Wie Du sagst, sind vie­le sol­cher Prä­sen­ta­tio­nen jäm­mer­lich. Das heißt aber nicht unbe­dingt, dass die Her­an­ge­hens­wei­se nichts taugt, son­dern dass man kla­re Qua­li­täts­kri­te­ri­en for­mu­lie­ren und die­se anschlie­ßend auch ein­for­dern muss. Das dau­ert natür­lich dann län­ger als eine Schaustunde.

  42. ulli

    hi…,
    das ist lustig.
    ich hab mich für das lehr­amt ent­schie­den aus tota­lem spaß an kin­dern. Zunächst hat­te ich beden­ken, wegen der erfah­run­gen, die ich als schü­ler mit leh­rern gemacht hatte.
    irgend­wann war der mut und die hoff­nung stark genug, dass es wege gibt, es bes­ser zu machen. und dann bin ich durchgestartet…ich den­ke, es ist geglückt, mein vorhaben.
    .….und es macht mir immer noch einen affen­spaß, nicht jeden tag, aber fast jeden.

    ulli

    • eigensinn

      Also lie­be Kol­le­gen – das ist alles hoch­in­ter­es­sant, aber ich fin­de, dass die Dis­kus­si­on zu ideo­lo­gisch geführt wird. Per­sön­lich den­ke ich, dass es – völ­lig unab­hän­gig von der Metho­de- wich­tig ist, sozu­sa­gen hand­werk­lich sau­ber zu arbei­ten. Das bedeu­tet z. B. , dass Arbeits­auf­trä­ge für eine Grup­pen­ar­beit klar for­mu­liert sind, dass den Schü­lern die Qua­li­täts­kri­te­ri­en klar sind, dass die Schü­ler genug und geig­ne­tes Mate­ri­al zur Erar­bei­tung haben, dass die Grup­pen­zu­sam­men­set­zung (->Stärkere/ Schwä­che­re) passt, dass die Zeit rich­tig bemes­sen ist, dass die Auf­ga­ben­stel­lung sinn­voll ist … . Das ist nur ein, wahr­schein­lich noch lan­ge nicht voll­stän­di­ges Bei­spiel zu einer Metho­de. Ich fin­de man kann viel rich­tig und viel falsch machen, man merkt es sel­ber und man soll­te es reflek­tie­ren und dann wie­der einen neu­en Anlauf machen. Und ich glau­be, dass die­se hand­werk­li­chen Kri­te­ri­en zusam­men mit der Per­sön­lich­keit und Hal­tung des Leh­rers den Schü­lern und !jawohl! auch den Inhal­ten gegen­über aus­schlag­ge­bend sind. Des­wei­te­ren den­ke ich dass zu ver­schie­de­nen Leh­rer­per­sön­lich­kei­ten ver­schie­de­ne Metho­den pas­sen – und da spü­ren die Schü­ler auch, ob etwas stim­mig ist, oder nicht. Aber, um auf den Anfang mei­ner Aus­füh­run­gen zurück­zu­kom­men, ich den­ke, dass es wirk­lich dar­auf ankommt, jeg­li­che Metho­de hand­werk­lich so soli­de wie mög­lich vor­zu­be­rei­ten und durchzuführen.

  43. Genau heu­te hat­te ich Staats­examen. Ich war von der Noten­ge­bung sehr über­rascht und konn­te auch die Begrün­dung nicht ver­ste­hen. Wo ist der Zusammenhang?
    Für mich geht es bei einer Abfra­ge dar­um, was hän­gen geblie­ben ist; wie wird mit dem Stoff im Trans­fer gear­bei­tet und gera­de nicht die Abfra­ge von 4 spe­zi­fi­schen Namen, Begrif­fen oder Struk­tu­ren. Lei­der ist es oft­mals so, dass bestimm­te Punk­te fal­len müs­sen auch wenn ein ande­rer Weg „wis­sen­schaft­lich“ begrün­det wer­den kann. Das wird lei­der nicht hono­riert… naja… viell. war es ja auch nur eine Ausnahme.

    Ich fin­de den Arti­kel sehr gut und hat aus mei­ner Sicht – auch an der Uni, der höchs­ten Aus­bil­dungs­stät­te der BRD – Gültigkeit.

    Dan­ke für Gedan­ken­gän­ge und neu­en, kri­ti­schen und wei­ter­den­ken­den Input.

  44. Markus

    Um im Bild des Fuß­ball­ball­trai­ners zu blei­ben: Der Autor des Arti­kels for­dert, dass Fuß­ball­ball­trai­ner den Löwen­an­teil des Trai­nings damit ver­brin­gen, den Spie­lern sei­ne auf­re­gen­den Tricks zu zei­gen, ein­ge­bet­tet in die ein oder ande­re net­te Anek­do­te aus sei­ner eige­nen Spielerzeit.
    Die Spie­ler schau­en inter­es­siert zu, nicken, schrei­ben mit und dür­fen am Ende auch mal ein biss­chen was probieren.
    Denn: Wich­tig ist nicht, was der Spie­ler selbst tut, son­dern was der Trai­ner tut!

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