Gehörst du auch zu den Kollegen, die alles, was sie für eine Stunde brauchen, handschriftlich auf einem DIN A4 Zettel beisammen haben? Da steht dann oben z.B. die Hausaufgabe für die jeweilige Stunde, darunter vielleicht wer ausgefragt werden soll, dann kommt der eigentliche Stundeninhalt samt geplantem Tafelbild und irgendwo ist vielleicht noch notiert, dass man von Huber noch die Schulaufgabe und von Meier noch den Abschnitt des letzten Rundschreibens braucht. Spätestens im nächsten Jahr kann man mit diesem Durcheinander nur noch wenig anfangen, handschriftliche Ergänzungen kann man nur noch mit Mühe (oder überhaupt nicht mehr) entziffern und irgendwann beschließt man alles wieder neu zu schreiben. Dann geht das ganze Spiel von vorne los. Zwischendurch kommt einem immer mal wieder der Gedanke, dass es doch auch irgendwie ökonomischer gehen könnte …
Ich bin bekennender „Zettelianer“. Auch im Smartphone-Zeitalter sind Zettel für mich immer noch das Medium für die schnelle Erfassung von Daten / Informationen aller Art. Im Folgenden ein paar Gründe, warum ich mich so gerne verzettele.
Im Fremdsprachenunterricht hat Üben leider schon seit längerm einen schlechten Ruf. Ganz automatisch assoziieren auch die meisten Lehrer damit „mechanisch“, „stupider Drill“, „nicht motivierend“, „veraltet“ etc. Deswegen wird insgesamt einfach viel zu wenig geübt.
Die Wortschatz-Kenntnisse von Schülern entwickeln sich im Lauf der Oberstufe oft deprimierend. Nicht nur, dass sie oft nicht besser werden, im Gegenteil, nicht selten entwickeln sie sich zurück.
Meiner Meinung nach sollte ein Schüler spätestens in der Mittelstufe über Grundkenntnisse in Textverarbeitung verfügen. Leider schaut es da in der Praxis meistens zappenduster aus. Es ist immer wieder lustig zu sehen, wie sich unsere digital natives anstellen, nur weil sie mal eine Überschrift zentrieren und in 20 pt formatieren sollen. Eine Zeitlang hatte ich gehofft, dass sie das wenigstens im Informatikunterricht lernen würden, aber zumindest meine eigenen Kinder haben da alles Mögliche gelernt gemacht, nur nicht, wie man einen Text z.B. als Blocksatz und mit 1,5‑Zeilenabstand formatiert. Deshalb führe ich schon seit vielen Jahren meine eigene kleine Einführung in Textverarbeitung durch.
Vor kurzem kam eines meiner Kinder nach Hause und meinte mit einem Stoßseufzer: „Hoffentlich haben wir bald wieder richtigen Unterricht.“ Auf meine Nachfrage stellte sich heraus, dass mal wieder die „speech season“ begonnen hatte. Bis zum sounsovielten müssen alle Schüler ein Referat halten und weil es natürlich eine ziemlich große Klasse ist und es durch Krankheit, Stundenausfall etc. zu Verschiebungen kommt, gibt es jetzt jede Stunde mindestens ein, oftmals zwei, wenn es ganz schlecht läuft sogar drei Referate. Mein Nachwuchs findet das „ätzend“ und „stinklangweilig“. (Lehrern geht es übrigens oft genauso)
… von Wolfgang Butzkamm (Amazon) ist meine ganz persönliche Didaktik-Bibel, die meinen Unterricht wesentlich geprägt hat.
In Bayern nennen wir nicht angekündige kurze Tests Stegreifaufgaben. Viele Leute denken, dass man im Stehen nach etwas greifen soll und schreiben deshalb „Stehgreifaufgaben“. Andere fragen sich, wer oder was auf einem Steg reifen soll. Falls du schon immer mal wissen wolltest, woher dieses merkwürdige Wort kommt:
Tippen („Tastschreiben“) wird bei uns, im Gegensatz z.B. zu amerikanischen Schulen, sträflich vernachlässigt. Deutsche Lehrer hoffen offenbar darauf, dass die Schüler das schon irgendwie selber lernen werden. Die meisten amerikanischen Lehrer denken hingegen: „How can schools afford to NOT teach keyboarding?“ (Quelle)
Perfekt vorbereitet und hochmotiviert betritt der (Jung-)Lehrer das Klassenzimmer. Nach einer kurzen Begrüßung, geht es auch schon dynamisch los: „Today we are going do a worksheet about …“. Ein beherzter Griff in die Aktentasche und – die Sucherei geht los.