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Vorbild

Vor kur­zem habe ich von einem ehe­ma­li­gen Schü­ler eine Mail bekom­men, in der er all die Punk­te auf­ge­lis­tet hat, die ihn in Hin­blick auf Leh­rer wäh­rend sei­ner Schul­zeit genervt haben. Sein – m.E. völ­lig berech­tig­ter – Aus­gangs­punkt dabei ist, dass man als Leh­rer von Schü­lern nicht Sachen ver­lan­gen soll­te, die man sel­ber nicht „bringt“. Hier sei­ne Liste:

  • Sich über das Geschmot­zel der Schü­ler auf­re­gen, aber sel­ber mit einer Sau­klaue die Tafel voll­schrei­ben bzw. irgend­wel­che Kom­men­ta­re auf Schul­auf­ga­ben schrei­ben, die man kaum ent­zif­fern kann.
  • Sich über die Unpünkt­lich der Schü­ler auf­re­gen, aber sel­ber stän­dig zu spät kom­men und „als Aus­gleich“ dafür per­ma­nent die Stun­de überziehen.
  • Über „lebens­lan­ges Ler­nen“ schwa­dro­nie­ren, aber sel­ber sich wei­gern mal zu ler­nen wie man z.B. einen hän­gen­den Ein­zug for­ma­tiert („Ach du weißt doch, mit Com­pu­tern hab ich’s nicht so.“)
  • Laut­hals die Unhöf­lich­keit der Schü­ler bekla­gen, aber sel­ber muf­fe­lig-gruß­los im Gang an Schü­lern vorübergehen.
  • Es völ­lig inak­zep­ta­bel fin­den, dass Schü­ler sich nicht mögen und bei Grup­pen­ar­beit nicht mit­ein­an­der arbei­ten wol­len, aber sel­ber lang­jäh­ri­ge Feind­schaf­ten mit bestimm­ten Kol­le­gen pfle­gen und mit die­sen natür­lich auch kein Wort reden.
  • Sich als „pro­gres­si­ver“ Päd­ago­ge insze­nie­ren, der jede Form von Stra­fe natür­lich kate­go­risch ablehnt, aber selbst bei jeder Gele­gen­heit die Schü­ler anschreien.
  • Den Schü­lern das Trin­ken im Unter­richt ver­bie­ten, aber sel­ber mit größ­ter Selbst­ver­ständ­lich­keit eine Kaf­fee­tas­se ins Klas­sen­zim­mer mitnehmen.
  • Sich über das man­geln­de Enga­ge­ment der Schü­ler beschwe­ren, aber sel­ber nie etwas bei Aben­den der offe­nen Tür, Pro­jekt­ta­gen o.Ä. beitragen.
  • Sich über das stän­di­ge Schwät­zen der Schü­ler bekla­gen, aber sel­ber z.B. bei SMV- oder Schul­fo­rums­sit­zun­gen mit dem Nach­barn quat­schen, sich fremd­be­schäf­ti­gen und nie wis­sen wor­über abge­stimmt wer­den soll.

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Oral Grades – Self-Evaluation

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Wiederholung “aus dem Kopf”

  1. Margit Wenger-Schott

    Die­se Erfah­run­gen kann ich als Kol­le­gin und Mut­ter von 4 inzwi­schen z.T. schon erwach­se­nen Kin­dern VOLL bestätigen.……und kann im all­ge­mei­nen nur fest­stel­len, dass Schü­ler ihre Leh­rer ziem­lich gut beur­tei­len können.…Und man­che (meist kinderlose)Kollegen wür­den sich viel­leicht bes­ser beneh­men, wenn sie wüss­ten, dass es durch­aus Fami­li­en gibt, die mit­ein­an­der reden und in denen Kin­der erzäh­len, was wäh­rend der vie­len, vie­len Schul­stun­den so passiert.….es ist kei­ne black box in die nichts rein­kommt und aus der nichts nach außen dringt.….aber das hat sich noch nicht rum­ge­spro­chen, weil Leh­rer nur ungern kom­mu­ni­zie­ren und zusam­men­ar­bei­ten (gilt nicht NUR für Französischlehrer!!!)

  2. Thore

    >und kann im all­ge­mei­nen nur fest­stel­len, dass Schü­ler ihre Leh­rer ziem­lich gut beur­tei­len können.

  3. Thore

    „und kann im all­ge­mei­nen nur fest­stel­len, dass Schü­ler ihre Leh­rer ziem­lich gut beur­tei­len können.“
    Ich kann die­se Ansicht nicht ganz teilen …
    Es sind lei­der die wenigs­ten Schü­ler, die dies wirk­lich tref­fend kön­nen. Meist spielt der sub­jek­ti­ve Ein­druck eine über­wie­gen­de Rol­le und ver­än­dert den cha­rak­ter eines Leh­rers von recht­schaf­fend gut ins chao­tisch böse …
    Wert­vol­le Arbeit, guter Lern­stoff, viel Mühe und Auf­wand sind die letz­ten Punk­te die bei einer Betrach­tungs­wei­se eines Leh­rers halt gewin­nen, eben­so wie die Über­le­gung des sozia­len Umfel­des desselbigen.
    Ich sage Hr.X ist doof, weil er ver­ges­sen hat ein­mal die Tafel zu wischen.
    Ich sage Hr.X ist unzu­ver­läs­sig, weil er ein­mal zu spät gekom­men ist.
    Ich sage Hr.X ist into­le­rant, weil er mir ein­mal bei einer Dis­kus­si­on wie­der­spro­chen hat.
    Ich möch­te mir nicht anma­ßen zu beur­tei­len ob ihre Kin­der die Leh­rer beur­tei­len kön­nen wie sie wirk­lich sind, den­noch behaup­te ich dass die Mehr­heit aller Schü­ler das nicht kann…
    Immer­hin ist es nicht all­zu­lan­ge her, dass ich unter ihnen weilte ; ).
    Es gab vie­le Leh­rer in der Schul­zeit mei­ner Brü­der und mir, die vie­le nicht moch­ten oder nicht lei­den konn­ten. Über die sich Eltern auf­ge­regt haben und die Kin­der des­we­gen sogar von der Schu­le nah­men. Merk­wür­di­ger Wei­se gab es Schü­ler, die mit die­sen Leh­rern 1A zurecht kamen und nicht nur den Leh­rer kann­ten son­dern den­ke ich auch den Men­schen ein biss­chen ken­nen lern­ten. Das wie­der­um, ergibt ein voll­kom­men ande­res Bild, als jenes wel­ches ein Schü­ler auf­baut wenn er einen Ver­weis von Hr.X erhält.

    So far
    Thore

  4. Margit Wenger-Schott

    Nun gut – wenn erst­mal Ver­wei­se etc im Spiel sind (über die­se Form der Erzie­hunhgs­maß­nah­me könn­te man sich ja hier auch noch aus­tau­schen) sind die Fron­ten ja evtl doch etwas ver­här­tet – aber ansons­ten habe ich durch­aus das Gefühl, dass jun­ge Men­schen in der Lage sind, Enga­ge­ment und mensch­li­che Qua­li­tä­ten ihrer Leh­rer rich­tig ein­zu­ord­nen (muss nicht unbe­dingt mit guten Noten kor­re­lie­ren…), aber natür­lich gibt es auch immer wie­der Nega­tiv­bei­spie­le oder auch Eltern, die über­re­agie­ren und/oder maß­lo­se Anfor­de­run­gen an uns Lehr­kräf­te stellen.….wir sind ja auch nur Men­schen und soll­ten als sol­che auch in unse­rem Beruf wahr­ge­nom­men werden.….

  5. tutulla

    das kann ich bestä­ti­gen: wenn ich von kol­le­gen erzäh­le, die sich viel arbeit machen, tol­le unter­richts­ma­te­ria­li­en erstel­len, aber trotz­dem mit klas­sen nicht zurecht­kom­men, weil sie – so die schü­ler – „ech­te weich­ei­er“ sind, dann bestä­tigt mei­ne inzwi­schen gera­de erwach­se­ne toch­ter dies sofort: „genau wie frau x, die hat­te auch immer schö­ne arbeits­blät­ter. die hat sie aber so lahm ver­teilt und sie war nie wirk­lich an uns inter­es­siert, so dass kaum einer ange­fan­gen hat, sich damit zu beschäf­ti­gen. auch immer wie­der­keh­ren­des ihr „aber leu­te!“ moti­vier­te auch kei­nen.“ da stimmt selbst- bzw. kol­le­gen­bild und fremd­bild eben nicht über­ein und es gibt ja auch wenig gele­gen­hei­ten im schul­all­tag dies mit­ein­an­der abzugleichen.

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