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Hefte einsammeln

… tue ich nie, 33 Hef­te sind mir schlicht­weg zu schwer. In mei­nem Alter muss man auf sei­nen Rücken achten 😉

Zum einen funk­tio­niert mit hand­ge­schrie­be­nen Haus­auf­ga­ben im Heft mei­ne im letz­ten Bei­trag beschrie­be­ne Revi­si­on-Metho­de nicht. Der Schü­ler müss­te ALLES noch­mal schrei­ben und das will ich ja gera­de nicht. Er soll sich (Prin­zip der Fokus­sie­rung) auf sei­ne FEHLER kon­zen­trie­ren und nicht stu­pi­de rich­ti­ge Sachen abschreiben.

Zum ande­ren bin ich nicht bereit mei­ne kost­ba­re Zeit für das Geschmier mei­ner Schü­ler zu ver­geu­den. Wenn ich pla­ne eine Haus­auf­ga­be ein­zu­sam­meln, müs­sen mei­ne Schü­ler die­se Auf­ga­be mit PC schrei­ben und auf einem Blatt aus­dru­cken. Wer einen PC hat, aber nicht dru­cken kann (z.B. weil mal wie­der die Tin­te aus­ge­gan­gen ist), gibt mir den Text auf USB-Stick oder Dis­ket­te bzw. schickt ihn mir per E‑Mail (Details auf mei­nem Hand­out Home­work bei 10). Wer über­haupt kei­nen Com­pu­ter hat (notie­re ich mir gleich in der ers­ten Stun­de) schreibt SAUBER auf ein linier­tes EINZELBLATT. Auf die­se Art tra­ge ich dann ca. 30 ange­nehm leich­te Blät­ter nach Hau­se und nicht 33 Hefte.

Ein wei­te­rer Vor­teil ist, dass ich mir mit der Kor­rek­tur Zeit las­sen kann, weil die Schü­ler ja wei­ter­hin ihr Heft haben, in das sie neue Haus­auf­ga­ben schrei­ben kön­nen. Wenn ich ihr Heft ein­sam­meln wür­de, wäre der Druck es in der nächs­ten Stun­de schon wie­der zurück­zu­ge­ben wesent­lich grö­ßer („Wo soll ich jetzt mei­ne Haus­auf­ga­be hinschreiben?“).

Je öfter Schü­ler Haus­auf­ga­ben mit dem PC erle­di­gen müs­sen, umso eher wächst viel­leicht auch die Ein­sicht, dass es sinn­voll wäre z.B. mit Hil­fe eines kos­ten­lo­sen Schreib­trai­ners die rich­ti­ge Tech­nik zu erlernen.

Ich wun­de­re mich immer wie­der, was für Haus­auf­ga­ben mei­ne Kol­le­gen über­haupt anneh­men. Beson­ders fas­zi­nie­rend sind in die­ser Hin­sicht Deutsch-Leh­rer. Aus­ge­rech­net die­je­ni­gen, die die mit Abstand größ­te Kor­rek­tur­be­las­tung haben (vor allem wenn sie auch noch die mör­de­ri­sche Kom­bi­na­ti­on mit einer wei­te­ren Spra­che haben), unter­neh­men nach mei­ner Erfah­rung über­haupt nichts, um die­se Belas­tung irgend­wie zu redu­zie­ren; ich nen­ne das ger­ne den „ger­ma­nis­ti­schen Masochismus“.

Vor kur­zem habe ich mal wie­der einem Deutsch-Kol­le­gen über die Schul­ter geschaut, der kopf­schüt­telnd bzw. flu­chend Pro­be­auf­sät­ze einer 11. Klas­se kor­ri­gier­te. Auf den ers­ten Blick fiel mir eigent­lich nur das Adjek­tiv „hin­ge­rotzt“ ein: unle­ser­li­che Hand­schrift, ein lan­ger Text­block ohne (erkenn­ba­re) Absät­ze, Ergän­zun­gen irgend­wo hin­ge­klatscht usw. Man kann dann aber in so einer Situa­ti­on sagen bzw. fra­gen was man will („War­um nimmst du so etwas über­haupt an?“ „War­um müs­sen dei­ne Schü­ler nicht mit PC schrei­ben?“ „War­um wei­gerst du dich nicht, Sachen zu kor­ri­gie­ren, die nicht mal Min­dest­stan­dards erfül­len?“ usw.), man ern­tet nur ein resi­gnier­tes Schul­ter­zu­cken und ändert tut sich nichts. Leh­rer sind ein­fach eine fas­zi­nie­ren­de Spe­zi­es. Mein Mit­leid hält sich dann aller­dings auch in Grenzen …

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Schüleraktivierende Korrektur

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  1. ich wär dafür du machst nach dei­ner lehr­tä­tig­keit den beruf des Bil­dungs­mi­nis­ters… du bist ein­fahc inno­va­tiv und von dei­nen ideen kön­nen vie­le leu­te (leh­rer u schü­ler) profitieren

  2. > den beruf des Bildungsministers

    Vie­len Dank für das Kom­pli­ment, aber dafür bin ich als prak­ti­zie­ren­der Pau­ker völ­lig unge­eig­net. Don­nern­de päd­ago­gi­sche und didak­ti­sche Kon­zep­te und Theo­rien las­sen sich am leich­tes­ten ent­wi­ckeln, wenn man seit min­des­tens zwan­zig Jah­ren nicht mehr vor real exis­tie­ren­den Schü­lern gestan­den ist 😉

  3. Tobi

    ein­fach aber genial. 

    Grü­ße

    🙂

  4. Max

    Ich lese auch seit lan­gem im LK nur noch Auf­sät­ze, die mit dem PC geschrie­ben sind. (Aus­nahms­wei­se mal auch alt­mo­disch sau­ber und mit Tin­te Geschriebenes.)

  5. Jochen, ich bin immer noch in dei­nen Blog­ein­trä­gen unter­wegs- you are a brot­her in mind 😉
    Auch ich wun­de­re mich immer wie­der über den – wie du so schön sagst- Maso­chis­mus der Kol­le­gen, „hin­ge­rotz­te“ Haus­auf­ga­ben oder Klas­sen­ar­bei­ten zu bewer­ten. Die immer schlech­ter wer­den­den Schreib­fer­tig­kei­ten der Schü­ler wer­den dann immer als Argu­ment ange­führt, auf kei­nen Fall PC geschrie­be­ne Tex­te zu akzep­tie­ren – und da hört auch MEIN MIt­leid auf!
    Mei­ne Lösung seit der „Ent­de­ckung“ von LMS Mood­le ist das Hoch­la­den der HAs in die jewei­li­ge AUf­ga­be im Kurs, da hab ich immer alles im Blick, wer wann was abge­ge­ben hat und kann die Doku­men­te direkt öff­nen – auch wenn ich in Urlaub bin 😉
    Die 2.Lösung, die ich seit einem Jahr prak­ti­zie­re ist das „Lear­ning Dia­ry“ mit der ePort­fo­lio Soft­ware MAHARA. Hier füh­ren die Schü­ler eigen­ver­ant­wortl­cih ein Online Dia­ry, wo alle Auf­ga­ben, Akti­vi­tä­ten, Links, You­tube Vide­os etc lan­den und auch gestal­te­risch schön dar­ge­stellt wer­den. Das hat für mich den Vor­teil, dass ich von EINEM Schü­ler immer ALLES auf einen Blick zusam­men habe, also wie ein Haus­heft, aber eben light­weight und VIIIIEEEL inter­es­san­ter. Wenn’s dich inter­es­siert, schick ich dir ger­ne mal ein Bei­s­peil, das wäre auch die per­fek­te Lösung für dich.
    Gruß aus HD
    P.s. Ach ja, die Klas­sen­ar­bei­ten schrei­ben die Schü­ler bei mir auch am PC und laden die Ergeb­nis­se hoch ‑paper­less. und LEO dür­fen sie natürl­cih ver­wen­den ;-9
    Sigi

  6. > Wenn’s dich inter­es­siert, schick ich dir ger­ne mal ein Bei­s­peil, das wäre auch die per­fek­te Lösung für dich.

    Ich inter­es­sie­re mich für alles, was mei­ne Arbeit erleich­tert bzw. effi­zi­en­ter macht. Also, her damit 😉

  7. iceslez

    Die Sache mit dem Maso­chis­mus ist nicht nur ein weit ver­brei­te­tes Phä­no­men unter Deutsch­leh­rern. Mein Che­mie- und Phy­sik­leh­rer sam­melt jetzt alle hef­te, sowohl aus dem ers­ten, als auch aus dem zwei­ten Halb­jahr ein um zu sehen, ob auch brav alle Schü­ler in Sonn­tags­schrift die Unter­richts­in­hal­te mit­ge­schrie­ben haben. Anschei­nend hat die­ser mann weder Hob­bys noch Freunde…

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