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Rechenschaftsablagen

… sind bei uns in Bay­ern münd­li­che Prü­fun­gen („Aus­fra­gen“) – meis­tens am Anfang der Stun­de – über den Stoff der letz­ten Stun­de bzw. die Haus­auf­ga­be. Die­se Prü­fun­gen sind tra­di­tio­nell ein kon­flikt­träch­ti­ger Teil des Unter­richts und Schü­ler emp­fin­den sie häu­fig als aus­gesprochen unge­recht und regel­recht „fies“.

Hier ein paar „belieb­te“ Methoden:

  • Den Unter­richt mit all­ge­mei­nem Geplau­der begin­nen, so dass der Schü­ler gar nicht merkt, dass er „dran“ ist und das dann auch noch päd­ago­gisch ver­brä­men („Ich möch­te den Kin­dern den Stress einer münd­li­chen Prü­fung ersparen“).
  • Am Ende der Stun­de dem Schü­ler die Note nicht sagen („Muss ich mir noch über­le­gen“) und ihn auch in den fol­gen­den Stun­den immer wie­der abwim­meln („Du siehst doch, dass ich jetzt weg muss“), am Eltern­sprech­tag aber dann behaup­ten, der Schü­ler hät­te doch „nur mal fra­gen müssen“.
  • Kei­ne (oder höchs­tens eine) Steg­reif­auf­ga­be (= nicht ange­sag­te, ca. 20-minü­ti­ge schrift­li­che Arbeit) im Halb­jahr schrei­ben und NICHT aus­fra­gen, so dass der Schü­ler über­haupt kei­ne Mög­lich­keit hat, sich zu ver­bes­sern, gleich­zei­tig aber auch gar kei­nen Sinn dar­in sieht etwas zu tun und das gan­ze dann auch noch als „pro­gres­si­ven Unter­richt ohne Leis­tungs­druck“ hinstellen.
  • Beim Aus­fra­gen Plus-Noten zu ver­ge­ben und damit zu ver­mit­teln: „Wenn ich gewollt hät­te, hät­te ich dir schon auch die bes­se­re Note geben kön­nen, aber ich will halt nicht.“
  • Viel zu wenig „Stoff“: Zum Bei­spiel zehn Wör­ter prü­fen und jedes Wort ent­spricht prak­tisch einer Note.
  • Die Prü­fung vor­zei­tig abzu­bre­chen, obwohl noch ande­re Tei­le gekom­men wären, wo der Schü­ler viel­leicht was gewusst hätte.
  • Zwei Schü­ler gleich­zei­tig prü­fen, wobei der Zwei­te immer nur die Fra­gen bekommt, die der Ers­te nicht beant­wor­ten konnte.

Im Fol­gen­den beschrei­be ich, wie ich die­se Prü­fun­gen durch­füh­re und wor­auf man m.E. ach­ten sollte.

Vor allem als Refe­ren­dar bzw. Berufs­ein­stei­ger soll­test du dich erst­mal den Gepflogenhei­ten dei­ner Schu­le anpas­sen. Wenn es z.B. an dei­ner Schu­le bzw. in dei­ner Klas­se üblich ist, dass die Schü­ler grund­sätz­lich am Platz sit­zen­blei­ben („Die­ser bru­ta­le Stress vor­ne ganz allein …“), dann soll­test du das zunächst ein­mal akzep­tie­ren. Es wäre Energie­verschwendung plötz­lich etwas Neu­es einzu­führen und sich auf einen ent­spre­chen­den Clinch mit der Klas­se einzu­lassen. Wenn du jedoch eine Klas­se län­ger­fris­tig unterrich­test, kannst du (natür­lich nach Rück­spra­che mit dem Betreu­ungs­leh­rer bzw. Fachbe­treuer) die Regeln durch­aus ändern.

Ausreichend Stoff

Ich prü­fe nicht mecha­nisch jede (bzw. jede x‑te) Stun­de son­dern nur dann, wenn genü­gend „Stoff“ vor­han­den ist. Drei klei­ne, detail­lier­te Fra­gen sind m.E. zu wenig für eine fai­re Prü­fung. Eine idea­le Kom­bi­na­ti­on ist für mich z.B. Wort­schatz zusam­men mit Stoff der letz­ten Stun­de. Dabei ist jedoch wich­tig, dass die Ergeb­nis­se in der letz­ten Stun­de klar und deut­lich erar­bei­tet wur­den. Nach einer Plau­der- bzw. Dis­kus­si­ons­stun­de, bei der es mun­ter hin und her ging, aber nichts Kon­kre­tes rausge­kommen ist, kann ich nicht in der nächs­ten Stun­de nach ganz bestimm­ten Details fragen.

Kandidatenwahl

Zu die­sem The­ma habe ich einen eige­nen Bei­trag geschrieben.

Nur einen Schüler prüfen

Von Zwei­er- oder gar Drei­er­prü­fun­gen hal­te ich über­haupt nichts. Im Extrem­fall bekommt der „drit­te“ dann immer die schwe­ren Sachen, die die ers­ten zwei nicht gewusst haben, und hat dadurch prak­tisch kei­ne Chan­ce eine gute Note zu bekom­men. Beson­ders hin­ter­häl­tig kann es wer­den, wenn die Prü­fung nicht klar signa­li­siert wird (“Tom, it’s your turn today”), son­dern in Form eines all­ge­mei­nen Geplau­ders statt­findet, und dem bzw. den Schü­lern gar nicht klar ist, dass er/sie jetzt „dran“ ist/sind.

Die übli­che päd­ago­gi­sche Begrün­dung für die­ses Ver­fah­ren lau­tet, dass man dem Schü­ler den fürch­ter­li­chen Stress erspa­ren wol­le „ganz allein“ geprüft zu wer­den. In der Pra­xis wird die­ses Ver­fah­ren jedoch oft genug dazu genutzt den Schü­lern unauf­fäl­lig „eins rein­zu­wür­gen“. Weil das Gan­ze wie ein all­ge­mei­nes warm­ing-up aus­sieht, kommt der Schü­ler natür­lich nicht auf die Idee sich am Ende der Stun­de nach der Note zu erkun­digen. Das böse Erwa­chen gibt es dann z.B. beim Zwi­schen­zeug­nis, wenn da plötz­lich ein Fün­fer steht und der Schü­ler nach­fragt, wie der denn zustan­de gekom­men sei. Dann liegt das Gan­ze natür­lich schon Wochen bzw. Mona­te zurück und man kann nichts mehr machen.

Schüler am Pult prüfen und alle anderen beschäftigen

Eine münd­li­che Prü­fung ist für alle ande­ren Schü­ler meis­tens eine lang­wei­li­ge Ange­le­gen­heit. Für sie brab­belt da vor­ne einer (meis­tens viel zu lei­se bzw. unver­ständ­lich) vor sich hin. Die von Leh­rern gebets­müh­len­ar­tig behaup­te­te „men­tal revi­si­on“ ist zumin­dest für die­je­ni­gen, die wei­ter hin­ten sit­zen, eine from­me Illu­si­on. Wenn so eine Rechen­schafts­ab­la­ge beson­ders zäh wird, ver­ge­hen schon mal schnell 8 bis 9 Minu­ten (also fast ein Vier­tel der effek­ti­ven Unter­richts­zeit einer nor­ma­len 45 Minu­ten Stun­de) ohne jeg­li­che sprach­li­che Akti­vi­tät (mal vom Schwät­zen mit dem Nach­barn abgesehen).

Als Leh­rer bzw. Prü­fer ist man viel zu sehr beschäf­tigt um das wahr­zu­neh­men: Man muss in Gedan­ken bereits die nächs­te Fra­ge vor­be­rei­ten, muss sich auf die Aus­füh­run­gen des Schü­lers kon­zen­trie­ren und ver­su­chen her­aus­zu­fin­den, was er in dem gan­zen Kud­del­mud­del eigent­lich sagen möch­te und gleich­zei­tig noch den Rest der Klas­se im Blick bzw. in Schach hal­ten. Und als ob das nicht alles schon genug wäre, auch noch stän­dig über die zu geben­de Note bzw. Punkt­zahl nach­den­ken und sich Begrün­dun­gen über­le­gen, was man sagt, wenn der Schü­ler mit der Note nicht ein­ver­stan­den ist.

Viel effi­zi­en­ter fin­de ich es den Prüf­lung vor­ne direkt am Pult zu prü­fen und den Rest der Klas­se wäh­rend der Rechen­schafts­ab­la­ge zu BESCHÄFTIGEN. Im Fol­gen­den ein paar Ideen was die rest­li­chen Schü­ler in die­ser Zeit machen könnten.

Nahe­lie­gend ist natür­lich, dass alle ande­ren das münd­li­che Aus­fra­gen simu­lie­ren. Mit Hil­fe von RPS (oder einem ande­ren Ver­fah­ren) wird schnell ent­schie­den wer exami­ner und wer exami­nee ist.

Ergän­zend bzw. alter­na­tiv wird wie­der in Part­ner­ar­beit in koope­ra­ti­ven Lern­paa­ren les­son vocab wie­der­holt.

Falls als Haus­auf­ga­be Fra­gen zu einem Text beant­wor­tet wer­den muss­ten, ver­glei­chen die Schü­ler ihre notes mit denen des Nach­bars und simu­lie­ren den ent­spre­chen­den Unter­richts­bei­trag.

Falls als neue Haus­auf­ga­be Wort­schatz zu ler­nen ist, fan­gen alle ande­ren bereits an die Wör­ter zu ler­nen bzw. lesen den neu­en Text.

Alter­na­tiv betrei­ben die rest­li­chen Schü­ler Con­ver­sa­ti­on (doc).

Je nach Stoff und Inhalt der fol­gen­den Stun­de bie­ten sich vie­le wei­te­re ABM an.

Wenn die ande­ren Schü­ler wäh­rend der „Rechen­schafts­ab­la­ge“ beschäf­tigt sind, hat das dar­über­hin­aus den Vor­teil, dass der zu prü­fen­de Schü­ler nicht mehr im „Schein­wer­fer­licht“ steht und unter dem Gefei­xe und Gegrin­se sei­ner (fie­sen) Mit­schü­ler lei­det. Der Prüf­ling steht nicht mehr an der Tafel, son­dern sitzt auf einem zwei­ten Stuhl vor­ne am Pult. Durch die räum­li­che Nähe bekommt die Prü­fung einen ange­neh­men Gesprächs­cha­rak­ter. Ein posi­ti­ver Neben­ef­fekt ist, dass sich mit die­ser Metho­de das ner­vi­ge Pro­blem des Ein­flüs­terns erle­digt hat. Wenn ich möch­te, dass der Schü­ler Wör­ter schreibt, bekommt er dafür von mir einen Zet­tel und einen Stift. Dadurch, dass wir „unter uns“ sind, kann ich ihn gleich am Ende der Prü­fung sei­ne Note bzw. sei­ne Punkt­zahl sagen, ohne dass die ande­ren das mitkriegen.

Zum einen sind ALLE beschäf­tigt. Einer zähen Prü­fung zuzu­hö­ren ist ziem­lich lang­wei­lig, kein Wun­der, dass dann schnell in der Klas­se Unru­he ent­steht. Zwei­tens habe ich kei­ne Pro­ble­me mit der ner­vi­gen Ein­flüs­te­rei, wenn Schü­ler an ihrem Platz geprüft wer­den. Beson­ders uner­gie­big sind dabei die Debat­ten, die ent­ste­hen, wenn der Leh­rer sich wei­gert etwas zu wer­ten, weil er es schon „von jemand anders“ gehört hat. Der zu prü­fen­de Schü­ler pro­tes­tiert natür­lich ener­gisch und es ent­wi­ckelt sich ein uner­quick­li­cher Streit.

Ich bin immer wie­der erstaunt, wenn Kol­le­gen über die mise­ra­blen Wort­schatz- und vor allem Ortho­gra­fie-Kennt­nis­se ihrer (Ober­stufen-)Schüler jam­mern, auf der ande­ren Sei­te die­se Berei­che aber nie abprü­fen. Begrün­det wird die­ses Ver­hal­ten nur sel­ten, meis­tens basiert es auf dem vagen Gefühl, dass sol­che „pri­mi­ti­ven“ Din­ge nicht „ober­stu­fen-gerecht“ sei­en. Kein Wun­der, dass die Sche­re zwi­schen dem, was die Schü­ler aus­drücken kön­nen soll­ten und dem was sie effek­tiv aus­drücken kön­nen immer grö­ßer wird. Schwie­ri­ge Wör­ter müs­sen bei mir grund­sätz­lich auf einen Zet­tel geschrie­ben bzw. buch­stabiert werden.

„Avoid silence“

Ins­ge­samt soll­test du die Prü­fung zügig „durch­ziehen“. Es gibt kaum etwas Langwei­ligeres, als wenn der Schü­ler offen­sicht­lich nichts weiß, der Leh­rer stän­dig neue Hil­fen gibt, sei­ne Fra­gen umfor­mu­liert und sie irgend­wann sel­ber beant­wor­tet. Lass kei­ne lan­gen Pau­sen ent­ste­hen (vgl. mei­ne „Cri­te­ria for Oral Gra­des“) und bie­te ggf. Hil­fe an: „What’s the pro­blem?“, „Can I help you?“. Gib maxi­mal zwei Tipps („Think of …“), dann wei­ter zur nächs­ten Fra­ge. Es bringt nichts end­los zu „boh­ren“, wenn der Schü­ler bei einer Fra­ge ein­fach nichts weiß. Eine durch­schnittliche Prü­fung dau­ert bei mir zwi­schen sie­ben und zehn Minu­ten (Wecker im Blick behalten!).

„I don’t know“

Wenn ich mer­ke, dass der Schü­ler abso­lut „blank“ ist, bie­te ich an die Prü­fung zu been­den („Shall we go on? I don’t want to tor­tu­re you unneces­s­a­ri­ly.“) Unter Um­ständen fra­ge ich, ob ich einen Prü­fungs­teil über­sprin­gen soll („Shall we skip the vocab part?“). Du soll­test jedoch nie­mals von dir aus die Prü­fung schon im ers­ten Teil been­den, im zwei­ten Teil hät­te er ja viel­leicht noch was gewusst.

„I’ll tell you at the end of the lesson“

Falls ich mir nicht sicher bin, wel­che Note ich geben möche, gebe ich sie nicht gleich im Anschluss an die Prü­fung bekannt, son­dern erst zum Ende der Stun­de. Auf die­se Art habe ich noch genü­gend Zeit ggf. über die Note nachzu­denken und mich zu ent­schei­den. Am Ende der Stun­de soll­te der Schü­ler sei­ne Note aber nor­ma­ler­wei­se erfah­ren. Nur in Aus­nah­me­fäl­len soll­test du ihn auf die nächs­te Stun­de ver­trös­ten. Falls das doch mal vor­kommt, soll­test du in der nächs­ten Stun­de von dir aus auf den Schü­ler zuge­hen und ihm die Note sagen. 

Self-Evaluation

Wenn der Schü­ler am Ende der Stun­de nach vor­ne kommt und sei­ne Note erfah­ren möch­te, fra­ge ich grund­sätz­lich zurück, mit wel­cher Note er denn rech­net. Am Anfang eines neu­en Jah­res interpre­tieren die Schü­ler das manch­mal in dem Sin­ne, dass man mit mir „ver­han­deln“ kön­ne, so in dem Sinn: „Wahr­schein­lich will er mir eine 4 geben, dann sage ich mal 2 und dann tref­fen wir uns in der Mit­te bei 3.“ Die Schü­ler erken­nen jedoch bald, dass ihre Ant­wort für mich in ers­ter Linie deut­lich macht, wie rea­lis­tisch er sei­ne Leis­tung ein­schät­zen kann und ­– noch wich­ti­ger – wie groß mein „Erklärungs­bedarf“ ist. Wenn der Schü­ler die glei­che Note sagt, bzw. wir bei Punk­ten nahe beiein­ander lie­gen, brau­che ich mei­ne Note nicht lan­ge zu begrün­den (außer der Schü­ler wünscht dies expli­zit). Anders sieht es jedoch aus, wenn wir weit aus­ein­an­der­lie­gen, vor allem natür­lich, wenn der Schü­ler sei­ne eige­ne Leis­tung wesent­lich bes­ser ein­schätzt als ich (vor­aus­ge­setzt er macht es nicht nur zum Spaß). In die­sem Fall muss ich mei­ne Note begrün­den, nor­ma­ler­wei­se wech­se­le ich in die­ser Situa­ti­on ins Deut­sche. Unter Um­ständen neh­me ich den Schü­ler kurz mit raus auf den Gang (vor­her natür­lich den fol­gen­den Kol­le­gen kurz informieren).

„Aber ich habe doch …“

Falls der Schü­ler begrün­de­te Ein­wän­de vor­trägt, erbit­te ich mir Bedenk­zeit („Ich möch­te dar­über noch­mal nach­den­ken“) und gehe die Sache spä­ter noch­mal in Ruhe durch. Auf kei­nen Fall soll­test du dich „weich­ko­chen“ las­sen und an Ort und Stel­le nach­geben. Ver­setz dich in die Rol­le des Schü­lers: Viel­leicht war dei­ne ers­te Fra­ge ja doch nicht prä­zise genug. Die zwei­te hat er doch eigent­lich ganz ordent­lich beant­wor­tet. Der Wort­schatz kam auch recht flüs­sig usw. Wenn du trotz­dem auf dei­ner (schlech­teren) Note bestehen, soll­test du dir kon­kre­te Begrün­dun­gen notie­ren („Als ich dich … gefragt habe, hast du ledig­lich …“). In jedem Fall gehst du gleich zu Beginn der nächs­ten Stun­de zu dem Schü­ler und infor­mierst ihn. Sol­che wich­ti­gen Din­ge schrei­be ich in rot auf mei­nen Stun­den­zet­tel.

Oft resul­tie­ren die Pro­tes­te eines Schü­lers aller­dings auf völ­lig fal­schen Vor­stel­lun­gen über Beno­tung von münd­li­chen Leis­tun­gen. „Aber ich habe doch was gesagt“ reicht nach Mei­nung vie­ler Schü­ler min­des­tens für eine 5, wenn nicht gleich eine 4. Dann erklä­re ich ihm dass er für eine 5 min­des­tens ein Drit­tel und für eine 4 min­des­tens die Hälf­te bebraucht hät­te (Nähe­res bei Unter­richts­bei­trä­ge).

Völ­lig unak­zep­ta­bel fin­de ich die Leh­rer, die am Ende der Stun­de „ganz schnell“ weg müs­sen („Frag mich nächs­te Stun­de“) und am Anfang der nächs­ten Stun­de wie­der ganz „zügig“ anfan­gen wol­len („Du siehst doch, dass ich jetzt kei­ne Zeit habe“). Mit die­ser fie­sen Art wer­den die Schü­ler „abge­wimmelt“, Aus­ein­an­der­set­zun­gen über (evtl. unge­rech­te) Noten wer­den „ver­mie­den“ und der Will­kür sind Tür und Tor geöffnet.

Den­ke immer dar­an, dass gera­de in Prü­fungs­si­tua­tio­nen Humor und Menschlich­keit nicht zu kurz kom­men dür­fen. Bemüh dich fair zu prü­fen – und gib im Zwei­fels­fall die bes­se­re Note 😉

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  1. Vie­le der Din­ge hät­te ich mir gewünscht im Refe­ren­da­ri­at zu erler­nen, was nie pas­sier­te und ich es mir so über die Jah­re sel­ber bei­gebracht habe. Aller­dings fin­de ich „+“ oder „-“-Noten nicht so schlecht, um Schü­ler auch Ten­den­zen auf­zu­zei­gen. Als Fie­sig­keit wür­de ich das nicht bezeich­nen, ich bemü­he mich wirk­lich um ein gerech­tes Bild der Leis­tung. Meh­re­re Leu­te gleich­zei­tig abzu­fra­gen ist nicht schön. Ich muss ab und an aber jemand vor die Türe schi­cken, sonst kom­me ich bei gro­ßen Klas­sen nicht durch um ech­te münd­li­che Noten zu haben. Die Schü­ler bekom­men dann die glei­chen Fra­gen – somit fin­de ich es auch gut ver­gleich­bar. Die ande­ren Schü­ler bekom­men nach der ers­ten Abfra­ge eine Arbeit. Und: Ich ver­su­che den Schü­lern (den bösen wie den guten) das Gefühl zu ver­mit­teln, dass ich ihnen auch mal drauf hel­fe und sie nicht blu­ten las­se vor der Klas­se. Woll­te man ja sel­ber auch nicht. Also Leh­rer, besin­ne dich auf die „Gol­de­ne Regel“ …muss man als Reli­leh­rer mal sagen… 🙂

  2. > Aller­dings fin­de ich “+” oder “-”-Noten nicht so schlecht

    Ich habe nur was gegen ‚+‘ Noten, gegen ‚-‘ habe ich über­haupt nichts, im Gegenteil.

  3. Markus

    1. Ich bin immer etwas ver­wun­dert über die Hand­ha­bung der „+“ und „-“ Noten. Zu mei­ner eige­nen Schul­zeit in Baden-Würt­tem­berg gab es noch hal­be noten, also z.B. 3–4, was rech­ne­risch einer 3,5 ent­sprach. Die „+“ bzw. „-“ Noten dien­ten dazu, die Berei­che zwi­schen den hal­ben und den gan­zen Noten abzu­de­cken. Eine 3+ ent­spricht den­mach 2,75 und eine 3- ent­spricht 3,25. Wenn also ein Schü­ler eine 3+ hat, bedeu­tet das nicht dass er gera­de knapp an einer 2 vor­bei­ge­rauscht ist. Da ich die Noten auch in der Mit­tel­stu­fe mit dem 15er Punk­te­sys­tem ver­wal­te (Exel), die­nen bei mir die +/- Noten dazu die z.B. 10 Punk­te (2-) oder 12 Punk­te (2+) aus­zu­drü­cken. Dadurch hat ein +/- etwa die Wer­tig­keit einer drit­tel Note.

    2. The­ma Münd­li­che Prü­fun­gen / Skills
    Ich bin dazu über­ge­gan­gen vor allem in der Mit­tel­stu­fe jede Stun­de eini­ge Voka­beln der aktu­el­len Unit durch Schü­ler para­phra­sie­ren zu las­sen. Zuvor erfolgt natür­lich eine Übung in der ver­deut­licht wird, wel­che Mög­lich­kei­ten zur Umschrei­bung von Wor­ten es gibt (Syn­onym, Ant­onym, Erklä­rung, Lücken­satz …). Dadurch wird etwas Voka­bel­ar­beit gleich­zei­tig mit dem Spre­chen vor der Klas­se geübt.

  4. Cordelia

    Hal­lo,

    zunächst mal: schö­ner Blog! Ich stö­be­re jetzt schon Stun­den hier her­um und fin­de immer wie­der Interessantes!

    Mir ist aus mei­ner Schul­zeit kein ähn­li­ches Vor­ge­hen beim „Abfra­gen“ erin­ner­lich. Im Gegen­teil – wir hat­ten oft den Ein­druck, es wer­de von den Leh­rern regel­recht als Waf­fe gegen unlieb­sa­me Schü­ler benutzt… scha­de drum. Bei der von Ihnen beschrie­be­nen Vor­ge­hens­wei­se hät­te man sicher­lich mehr profitiert.
    Eine sehr empa­thi­sche und fai­re Prü­fungs­si­tua­ti­on, die Sie auf die­se über­leg­te Wei­se schaffen! 

    Herz­li­che Grüße
    Cordelia

    PS
    Aller­dings muss ich (nach gründ­li­cher Blog­lek­tü­re) zuge­ben, dass ich im Gegen­satz zum so wun­der­bar prak­ti­zier­ten „Aus­fra­gen“ als noto­risch-moto­ri­sches Bewe­gungs­dep­perl mit aus­ge­präg­tem „Ver­zweif­lungs-Sitz­drang“ den Sport­un­ter­richt bei Ihnen wahr­schein­lich GAR nicht sehr gemocht hätte… 😉

  5. > Aller­dings muss ich (nach gründ­li­cher Blog­lek­tü­re) zugeben […]

    Glau­be ich nicht, ich mache so vie­le ver­schie­de­ne Sachen, da wäre sicher irgend­was Pas­sen­des dabei gewesen 😉

    • Cordelia

      Guten Abend,

      naja, mit einer Mischung aus Hal­len­hal­ma, Sam­ba und Mika­do wäre ich even­tu­ell zu ködern gewesen 😉

      Das Poi-Vie­deo fin­de ich außer­or­dent­lich hübsch anzusehen -
      es erin­ner­te mich aber fatal dar­an, wie ich mich bei der rhyth­mi­schen Sport­gym­nas­tik fast mit die­sen Mal­e­fiz­bän­dern am Stöck­chen erdros­selt habe? *panik­at­ta­cke*
      Immer­hin: Keu­len, Ball und Rei­fen wenigs­tens grif­fen nicht an, son­dern entfloh/gen…

      Bit­te machen Sie so enga­ga­giert wei­ter, es ist so erfreu­lich (und span­nend!) zu lesen, dass Schu­le so lau­fen kann!

      Herz­li­che Grüße
      Cordelia

  6. > Immer­hin: Keu­len, Ball und Rei­fen wenigs­tens grif­fen nicht an, son­dern entfloh/gen…

    Ent­flie­hen­de Keu­len stel­le ich mir lus­tig vor. Da kann man dann – natür­lich ganz „aus Ver­se­hen“ – der blö­den Zicke aus der letz­ten Bank die Keu­le an den Kopf schmeißen. 

    Sehr beliebt in die­ser Rich­tung ist Schleu­der­ball. Da ver­liert man (durch die Dre­hung) auch schnell die Ori­en­tie­rung und kann dann oft nicht kon­trol­lie­ren wohin der Ball fliegt. Ver­hass­te Mit­schü­ler und auch Sport­leh­rer sind belieb­te Ziele 😉

  7. Sarah

    Ich gebe die Noten zu den Abfra­gen nicht direkt nach der Prü­fung bekannt. War­um? Sehr ein­fach. Weil ich alles mit­schrei­be. Oft habe ich auch die Fra­gen auf Folie vor­be­rei­tet, so dass ich die Prü­fungs- und Unter­richts­zeit nicht auch noch mit mei­nem Gere­de ver­schwen­den muss (die Rede­zeit von Unser­eins ist eh viel zu hoch!). Die Aus­wer­tung der Prü­fungs­leis­tung aber will ich mir gründ­lich anschau­en, und zwar bevor ich ent­schei­de, ob das die 50%-Marke für die 4 erreicht hat oder eher nicht oder ob das ne pas­sa­ble 3 ist oder doch schon eine gute Leis­tung, und da lass ich mich nicht het­zen. Sor­ry. Viel­leicht kommt die siche­re­re Ein­schät­zung mit der Erfahrung. 

    Im Unter­richt jedoch wer­de ich mich ganz bestimmt nicht mit der Noten­ge­bung einer Abfra­ge beschäf­ti­gen. Ich will ja auch nicht, dass sich mei­ne Schüler/innen fremd­be­schäf­ti­gen. Im Eng­lisch­un­ter­richt gibt es wirk­lich vie­le Pha­sen, in denen die Schüler/innen in PA oder GA arbei­ten und ich nicht jede Sekun­de über deren Schul­ter gucke (im übri­gen eine ganz wider­wär­ti­ge Art von Lehr­kräf­ten der „alten Schu­le“, fin­de ich), aber selbst­ver­ständ­lich habe ich die Arbeit der mir Anver­trau­ten doch im Blick. Viel­leicht sor­tie­re ich auch Kopien für die nächs­te Pha­se im Unter­richt o.ä., aber ich wer­de nicht mir mein halb­sei­ti­ges Pro­to­koll zur Abfra­ge der ers­ten 5–8 Minu­ten anschau­en. Ich geb die Note in der nächs­ten Unter­richts­stun­de bekannt und natür­lich gehe ich auf den/die Schüler/in zu und sag das nicht vor ver­sam­mel­ter Mann­schaft. Ist das etwa neu?

    Von dem Beschäf­ti­gen der rest­li­chen Mitschüler/innen hal­te ich auf der einen Sei­te durch­aus was – weil vie­le es auch nach Mona­ten nicht begrif­fen haben, dass eine Aus­fra­ge eine Prü­fungs­si­tua­ti­on für eine/n ist und nicht für das gan­ze Ple­num (mag auch dar­an lie­gen, dass ande­re Kol­le­gen das so machen, wer weiß?) -, auf der ande­ren Sei­te läuft das auf Ein­zel­ar­beit raus, denn wenn die Schü­ler etwas in PA oder gar in GA machen, steigt der Geräusch­pe­gel – vor allem bei der Akus­tik man­cher Minia­tur-Klas­sen­räu­me – doch arg, fin­de ich. Erhöh­ter „Zim­mer­lärm“ in PA- und GA-Situa­tio­nen ist von mei­ner Sei­te aus­drück­lich erwünscht, wenn alle in solch eine Akti­vi­tät ein­ge­bun­den sind, aber die meis­ten Schüler/innen, die dann in einer Prü­fungs­si­tua­ti­on sind, kön­nen sich dabei nicht mehr konzentrieren.

    RPS machen man­che mei­ner 5.-Klässler ger­ne, z.B. wenn sie ent­schei­den sol­len, wer die „bes­te“ Geschich­te (die sie als HA auf­hat­ten) vor­le­sen soll, und zwar nach­dem sie sich ihre Geschich­ten in 4er-Grup­pen erst gegen­sei­tig vor­ge­le­sen haben. Dabei wird aber auch mal lust­voll gelacht und gewet­tet etc. Ich hab bis­her noch nie flüs­tern­de Gruppenteilnehmer/innen erlebt. Viel­leicht mache ich etwas verkehrt …;-?

    P.S. +/- Noten ver­geb ich grund­sätz­lich nicht, wenigs­tens nicht offi­zi­ell. Auf den Exen und Schul­auf­ga­ben ste­hen sie nie drauf. Ich schrei­be auch nicht hin­ten „2-“ und dann vor­ne „2“ drauf. Was wär das denn fürn Unsinn!? In der Noten­klad­de tra­ge ich +/- nur des­halb ein, weil das die Rege­lung an mei­ner gegen­wär­ti­gen Schu­le ist und ich dann im Zwei­fels­fall bei der Noten­kon­fe­renz bei ner 2,51 noch die 2 recht­fer­ti­gen kann. Wird aber nicht gern gese­hen, wie über­haupt die uns in der Semi­nar­schu­le bei­gebrach­te Vor­ge­hens­wei­se – „Sie haben einen Ermes­senspiel­raum bei der Noten­ver­ga­be, der zwi­schen ‚41 und ‚59 liegt“ – in der Pra­xis offen­bar Schall und Rauch ist. Rech­nen tut kein Mensch mit den +/- Noten. Münd­lich sage ich es hin und wie­der („Das war eine wirk­lich gute Leis­tung“ oder „Da hat­test du aber noch mal Glück“). Ansons­ten, es hat mich in 4 Jah­ren wirk­lich noch nie ein Schü­ler nach dem +/- gefragt.

  8. > Weil ich alles mitschreibe.

    Ähm, ALLES? Wie geht das denn? Kannst du Steno? 😉 

    Wäre mir viel zu viel Arbeit, außer­dem könn­te ich mich gar nicht mit einem Schü­ler unter­hal­ten, wenn ich stän­dig schrei­ben müsste. 

    > aber die meis­ten Schüler/innen, die dann in einer Prü­fungs­si­tua­ti­on sind, kön­nen sich dabei nicht mehr konzentrieren.

    Bei mir herrscht kein „Zim­mer­lärm“, son­dern eher all­ge­mei­nes Gebrab­bel und das stört mei­ne Kan­di­da­ten nicht, zumal sich die Schü­ler in der ers­ten Rei­he (direkt vor dem Pult) weg­set­zen müssen. 

    > Ich schrei­be auch nicht hin­ten “2-” und dann vor­ne “2″ drauf. Was wär das denn fürn Unsinn!?

    Von + Noten hal­te ich auch nichts (vgl. https://www.jochenlueders.de/wordpress/?p=192) aber eine – Note ist m.E. kein „Unsinn“. Ers­tens erkennt der Schü­ler, dass es „knapp“ war und er in Zukunft ggf. doch mehr machen muss, außer­dem erkennt er u.U., dass ich ein freund­li­cher Mensch bin, der einen hal­ben Feh­ler (durch Ein­klam­mern) „deak­ti­viert“ und ihn somit zur bes­se­ren Note „hoch­ge­lif­tet“ hat. Das tut der Leh­rer-Schü­ler Bezie­hung oft gut 😉

  9. uta rossberger

    Hal­lo,
    …das kam jetzt zum rich­ti­gen Zeit­punkt. Habe ges­tern einen völ­lig ver­stör­ten Neunt­kläss­ler klas­sisch „aus­ge­fragt“ und mich ent­schlos­sen, das (man­gel­haf­te) Ergeb­nis erst­mal nicht zu wer­ten, weil er so offen­sicht­lich von der Rol­le war. Auf Nach­fra­ge hat mir ein Kol­le­ge erklärt, dass der Jun­ge die­ses Jahr neu in der Klas­se ist und sich offen­bar sehr schlecht zurecht­fin­det (ich habe die Trup­pe erst zum Halb­jahr über­nom­men). Die Klas­se besteht aus 20 Jungs und 5 Mäd­chen; in jeder Stun­de ist maxi­ma­le Auf­merk­sam­keit mei­ner­seits gefragt, weil sich da dau­ernd irgend­wel­che Stö­run­gen ent­wi­ckeln. Einen „nati­ve spea­k­er“ habe ich auch noch drin (Papa Ame­ri­ka­ner), der dau­ernd wis­sen will, war­um er über­haupt mit­ma­chen soll und ger­ne mal die „Dum­men“ aus­lacht. Der hat ein Gefol­ge von gläu­bi­gen Jün­gern, die er andau­ernd beein­dru­cken muss. Wenn ich also dem­nächst ver­su­che, den armen Kan­di­da­ten erneut zu befra­gen, dies­mal bei mir vor­ne, dann habe ich ein paar Befürch­tun­gen, was sich wäh­rend­des­sen auf den Hin­ter­bän­ken abspie­len wird, Auf­ga­ben­stel­lung hin oder her.
    Wer­de berichten.

  10. > dann habe ich ein paar Befürch­tun­gen, was sich wäh­rend­des­sen auf den Hin­ter­bän­ken abspie­len wird

    Natür­lich musst du die Hin­ter­bänk­ler im Auge behal­ten und ggf. mit geeig­ne­ten Maß­nah­men disziplinieren 😉

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